Claus Schenk Graf von Stauffenberg (15.11.1907 Jettingen / Günzburg – 21.7.1944 Berlin)

Biographies
Verfasst von Angela Hermann

Offizier, Widerstandskämpfer und Kopf des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944

Claus Schenk Graf zu Stauffenberg (1907-1944) | SZ Photo/Rue des Archives/FIA

Der Sohn eines hohen königlich-württembergischen Beamten wuchs im Schloss der Familie in Albstadt-Lautlingen sowie in Stuttgart auf. Er begeisterte sich für Literatur und gehörte zum Kreis um den Dichter Stefan George. Nach dem Abitur 1926 in Stuttgart entschied sich Stauffenberg für die Offizierslaufbahn und trat in das traditionsreiche Bamberger Reiterregiment 17 ein. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begrüßte Stauffenberg zunächst. Aus seiner 1933 mit Nina Freiin von Lerchenfeld geschlossenen Ehe gingen fünf Kinder hervor. 1934 wurde er an die Kavallerieschule in Hannover und 1936 an die Kriegsakademie in Berlin versetzt.

Als Generalstabsoffizier nahm er 1939 am Polen- und 1940 am Westfeldzug teil. Ende Mai 1940 wurde Stauffenberg in die Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres berufen. In dieser Position erhielt er Einblick in die Verbrechen des NS-Regimes sowie in die sich zunehmend verschlechternde militärische Lage. Im Laufe des Jahres 1942 begann Stauffenberg daher, sich für den Widerstand gegen das NS-Regime zu engagieren und hatte Kontakt zu Mitgliedern des Kreisauer Kreises. Den endgültigen Entschluss zu einem aktiven Einsatz gegen das NS-Regime fasste er während seiner Rekonvaleszenz nach einer schweren Verwundung durch einen Tieffliegerangriff am 7.4.1943 beim Einsatz als Generalstabsoffizier der 10. Panzerdivision in Nordafrika.

Nach seiner Genesung erarbeitete Stauffenberg gemeinsam mit weiteren Aktivisten des militärischen Widerstands Pläne für einen Staatsstreich („Operation Wallküre“). Durch seine Ernennung zum Stabschef des Allgemeinen Heeresamts im Oktober 1943 erhielt er Zutritt zu den Lagebesprechungen im Führerhauptquartier. Es gelang ihm, ein Netzwerk oppositioneller Offiziere aufzubauen und sich mit wichtigen Vertretern des zivilen Widerstands wie Carl F. Goerdeler und dem Kreisauer Kreis abzustimmen. Zum 1.7.1944 erfolgte Stauffenbergs Beförderung zum Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres, das nach den Plänen der Verschwörer eine Schlüsselrolle beim Staatsstreich spielen sollte. Am 20.7.1944 verübte Stauffenberg das Attentat auf Hitler in dessen Hauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen. Da Hitler jedoch überlebte, war die entscheidende Voraussetzung für das Gelingen des Staatsstreichs nicht gegeben und der Umsturz zum Scheitern verurteilt. Stauffenberg und weitere Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21.7.1944 im Bendlerblock, dem Sitz des Befehlshabers des Ersatzheeres in Berlin, erschossen.

Quellen

Bechtolsheim, Sophie von: Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter, Freiburg, Basel, Wien 2019.
Hartmann, Christian: „Schenk von Stauffenberg, Claus Philipp Maria Graf“, in: Neue Deutsche Biographie, 22, 2005, S. 679-680. URL: <http://www.deutsche-biographie.de/pnd118642537.html> (zuletzt aufgerufen am 16.9.2023)
Hoffmann, Peter: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. München u.a. 1985.
Hoffmann, Peter: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Biographie, München 2007.
Keyserlingk, Linde von / Pieken, Gorch/Rogg, Matthias:
Attentat auf Hitler Stauffenberg und mehr. [Ausstellung, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden 2014], Dresden 2014.
Ueberschär, Gerd R.: Stauffenberg. Der 20. Juli 1944, Frankfurt a.M. 2004.
Tuchel, Peter: „… und ihrer aller wartete der Strick.“ Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944, Berlin 2014.

Empfohlene Zitierweise

Angela Hermann: Stauffenberg, Claus Schenk Graf von (publiziert am 21.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=797&cHash=131f288d5e939d43acc8ac2720fa51f1