Quellen
Bundesarchiv Berlin, NJ 9445.
KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank.
Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA, EG 1464.
Admission free
Mitglied der ‚Roten Rebellen‘, Verbreiter von Sopade-Schriften
Ludwig Strixner trat mit 20 Jahren den Naturfreunden bei, einem Natur- und Wanderverein der Arbeiterbewegung. Seit 1929 war der gelernte Schreiner Arbeiter bei der Deutschen Reichsbahn. Nach der Machtübernahme schloss er sich den „Roten Rebellen“ an, einer Widerstandsgruppe um Franz Faltner mit ehemaligen Mitgliedern des Reichsbanners im Münchner Osten und des Arbeiter-, Turn- und Sportvereins Aubing. Er verbreitete Flugblätter, Broschüren und Druckschriften der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei), die Mitarbeiter*innen der Mitropa eingeschmuggelt hatten.
Mit seiner Verhaftung verlor er am 27.6.1935 seinen Arbeitsplatz. Er war zunächst bis 15.8.1935 in „Schutzhaft“ im Gefängnis der BPP (Bayerische Politische Polizei) im Wittelsbacher Palais, im Gefängnis der Polizeidirektion in der Ettstraße und dann im Gefängnis Stadelheim, dort vom 16.8.1935 bis zum 9.7.1936 in Untersuchungshaft. Im Prozess vor dem Oberlandesgericht München war er der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens angeklagt, „wobei die Tat auf Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften gerichtet war“ (BArch, NJ 9445). Er habe für je 10 Pfennig dreimal ein Exemplar der Sozialistischen Aktion erworben und im August 1934 von dem Spitzel Georg Huber 20 Exemplare der Sozialistischen Aktion und fünf Exemplare des Flugblatts "Zwiegespräch mit sächsischen Bauern" erhalten. Das Gericht stellte fest, dass er das Material in Verteilungsabsicht empfangen habe, was bei der Menge des Materials zweifelsfrei sei. Er wurde am 9.7.1936 zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis abzüglich einem Jahr Untersuchungshaft verurteilt; die Strafe verbüßte er vom 9.7.1936 bis zum 9.1.1937 im Gefängnis Stadelheim.
Unmittelbar nach Strafende wurde er vom 10. bis zum 20.1.1937 erneut in Stadelheim in ‚Schutzhaft‘ genommen und anschließend in das KZ Dachau verbracht, wo er bis 24.12.1938 gefangen war. Um weiteren Verfolgungen durch die Gestapo zu entgehen, floh er in der Nacht 29./30. 7.1939 in die Schweiz. Dort wurde er zunächst interniert und dann über die französische Grenze abgeschoben. Er lebte bis zu seiner Rückkehr nach München am 11.10.1945 in Frankreich. Dort wurde er als Deutscher vom 8.9.1939 bis zum 15.5.1941 interniert. Anschließend ging er nach Albi in Südfrankreich. Nach der Besetzung der freien Zone Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht am 12.11.1942 forderte ihn die französische Polizei auf, sich bei der deutschen Kommandantur zu melden. Er versteckte sich stattdessen in Peyret in den Pyrenäen auf einem Bauernhof, erhielt von einem bayerischen Landsmann gefälschte Papiere und konnte sich verbergen, bis sich die Wehrmacht am 18.8.1944 aus dem Gebiet zurückzog. Über seine Tätigkeiten nach 1945 ist nichts bekannt.
Bundesarchiv Berlin, NJ 9445.
KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank.
Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA, EG 1464.