Karl Stützel (22.5.1872 Speyer – 25.7.1944 München)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Politiker (BVP) und bayerischer Innenminister (1924-1933)

Karl Stützel (1872-1944), Aufnahme von 1930 | Münchner Stadtmuseum, FM-87/61.43.1, Foto: Philipp Kester

Stützel hatte in München Jura studiert und war vor dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen bayerischen Verwaltungsdienststellen tätig. Von September 1914 bis September 1916 war er im Rang eines Hauptmanns der Reserve an der Westfront eingesetzt. Nach Kriegsende trat Stützel, der der Bayerischen Volkspartei (BVP) angehörte, eine Stelle als Regierungsrat im bayerischen Innenministerium an. 1920 wurde er zum Ministerialrat und am 2.7.1924 zum Innenminister ernannt. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln trat er der NSDAP entgegen und verhängte 1925 das, wie sich zeigen sollte, sehr wirkungsvolle Redeverbot gegen Hitler, das allerdings nach zwei Jahren wieder aufgehoben wurde. Auch hatte Stützel 1924/25 Hitlers Einbürgerung verhindert – allerdings zugleich seine Ausweisung nach Österreich nicht erreichen können. Angesichts des neuerlichen Aufstiegs des Nationalsozialismus Anfang der 1930er-Jahre vertrat er – gemeinsam mit dem Münchner Polizeipräsidenten Koch – eine harte Linie gegenüber der NSDAP; intern zeigte er sich jedoch zunehmend fatalistisch, da die NSDAP auch in den gesellschaftlichen Eliten immer mehr Unterstützung gewann. Bei den Anhänger*innen des Nationalsozialismus war Stützel besonders verhasst. Am Tag der „Machtergreifung“ in München, am 9.3.1933, erfolgte sofort seine Amtsablösung. Er wurde noch in der Nacht verhaftet und im „Braunen Haus“ schwer misshandelt. Eine Einweisung in ein Konzentrationslager blieb ihm erspart. Während der NS-Diktatur lebte er zurückgezogen in München und verstarb am 25.7.1944.

Quellen

Fürst, Thomas: Karl Stützel. Ein Lebensweg in Umbrüchen: Vom Königlichen Beamten zum Bayerischen Innenminister der Weimarer Zeit (1924-1933), Frankfurt am Main 2007.
Jelic, Stefan: Karl Stützel und der Nationalsozialismus. Zur Auseinandersetzung des Bayerischen Innenministers mit der NSDAP in den Jahren 1930 bis 1933. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 63, 2000, S. 787-866.
Lilla, Joachim: Stützel, Karl, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945. URL: <http://verwaltungshandbuch.bayerische-landesbibliothek-online.de/stuetzel-karl> (zuletzt aufgerufen am 10.7.2014).
Watt, D. C.: Die bayerischen Bemühungen um Ausweisung Hitlers 1924, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 6, 1958, S.270-280.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Stützel, Karl (publiziert am 27.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=818&cHash=930df71541101a5db844923b3844f7ee