Quellen
Staatsarchiv München, Spruchkammerakte 1249, Alois Nickel.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 37303.
Admission free
Verfolgter Sozialdemokrat, nach 1945 öffentlicher Ankläger einer Spruchkammer in München
Schon vor der Machtübernahme war Karl Tanzmeier bei seiner Beförderung zum Leiter der Anweisungs- und Auszahlungsstelle beim Münchner Arbeitsamt von den Nationalsozialisten im „Münchner Beobachter“, der Lokalbeilage des „Völkischen Beobachters“, attackiert worden, weil er einem Mitglied der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) vorgezogen wurde. Er wurde als erster von 24 SPD- und KPD-Mitgliedern bei der Verhaftungsaktion der SA und SS am 11.3.1933 im Arbeitsamt festgenommen. Über seine Gefangennahme schrieb er: „Ich wurde im Triumpfzug [sic] durch die Stadt gezerrt, von der Menge wurde ich geohrfeigt, beschimpft und mit Fußtritten bearbeitet. Sie zogen mich zum Sendlinger-Tor-Platz, 2 Mann holten mich aus dem Zug und warfen mich in den Brunnen. […] Darauf wurde ich zum Braunen Haus gebracht. […] Im Keller wurde ich geschlagen, sodass ich blutüberströmt war“ (StAM, SpKA 1249).
Nach dem Gefängnisaufenthalt im Polizeipräsidium und im Gefängnis München-Stadelheim war er vom 31.3.1933 bis zum 4.3.1935 in „Schutzhaft“ im KZ Dachau. Dort wurde er unter dem falschen Vorwand, Arbeitsamtsdirektor gewesen zu sein und Geld veruntreut zu haben, mehrmals schwer misshandelt und gequält. Er schilderte den KZ-Aufenthalt: „Ich wurde der Strafkompanie zugeteilt (Straßenbau). […] Mit Genossen Rosshaupter musste ich die Aborte der SS mit den Händen entleeren. Iwan d. Schreckliche [=Hans Steinbrenner; Auskunft der KZ-Gedenkstätte Dachau] hat uns Kot in den offenen Mund geworfen und wir mussten den schlucken. Ich schaute dann, dass ich von der Strassenbaukompanie wegkam. […] Die SS merkte, dass ich nicht mehr dort bin, und als Arbeitsamtsdirektor kam ich wieder zur Strafkompanie u. zwar bis zu meiner Entlassung 1935“ (StAM, SpKA 1249). Nach der Entlassung aus der „Schutzhaft“ war er bis Kriegsende arbeitslos.
1945 wurde er erneut beim Arbeitsamt angestellt. Bis 1948 war er Öffentlicher Ankläger einer Spruchkammer in München.
Staatsarchiv München, Spruchkammerakte 1249, Alois Nickel.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 37303.