Max Troll (10.9.1902 Martinsbuch/Mallersdorf – 7.4.1972 Regensburg)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Gestapo-Spitzel in der Münchner KPD

Max Troll (1902-1972) | Staatsarchiv München

Max Troll lebte seit 1903 in München, wo er ab 1925 als Wasserbauarbeiter tätig war. 1932 trat er der KPD bei. Im Zuge der Massenverhaftungen von NS-Gegner*innen wurde Troll am 10.3.1933 festgenommen und bis 24.5. im KZ Dachau festgehalten, wo er vermutlich als ‚V-Mann‘ der Polizei angeworben wurde. Deshalb nahm Troll wieder Kontakt zur illegalen KPD auf. Er gab sich als überzeugter Kommunist aus, indem er Spendengelder für Verfolgte sammelte, Flugblätter beschaffte und weitergab. Ende 1934 wurde er aufgrund seines engagierten Einsatzes unter dem Decknamen „Theo“ zum illegalen Leiter der ‚Roten Hilfe‘ für Südbayern ernannt.

Damit gelang es ihm, sich und somit auch der Gestapo einen tiefen Einblick in aktive Widerstandsgruppen der KPD, aber auch der Sozialistischen Arbeiterpartei SAP zu verschaffen; außerdem schleuste er einen weiteren Spitzel in den christlich-monarchistischen Kreis um Josef Zott und Adolf Freiherr von Harnier ein. Seit Anfang 1935 kam es aufgrund von Trolls Tätigkeit zu zahlreichen Verhaftungen in München und ganz Bayern, welche die illegale kommunistische Arbeit zunächst fast zum Stillstand brachte. Die Spitzeltätigkeit von Troll und anderen V-Männern führte für die Betroffenen in vielen Fällen zu langjährigen Aufenthalten in Konzentrationslagern und Zuchthäusern, die für eine Reihe von Inhaftierten mit dem Tod endeten.

Aus Tarngründen wurde Troll von der Polizei schließlich nach Regensburg beordert. Von 1940 bis 1944 nahm er als Soldat am Krieg teil, geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende Mai 1946 nach Regensburg zurückkehrte. Dort wurde er von ehemaligen KZ-Häftlingen aufgespürt und angezeigt, aber erst im Mai 1947 verhaftet. Die Spruchkammer bestrafte ihn Ende Januar 1948 als Hauptschuldigen mit zehn Jahren Arbeitslager. Nach fünf Jahren wurde Troll im Mai 1952 aus gesundheitlichen Gründen entlassen.

Im Juni 1950 begann die Staatsanwaltschaft München umfangreiche Voruntersuchungen gegen Troll wegen Verbrechen der schweren Freiheitsberaubung, zum Teil mit Todesfolge. Jedoch beschloss das Landgericht München am 18.12.1954 die Außerverfolgungsetzung Trolls wegen Verjährung. Bis zu seinem Tod lebte er unbehelligt von weiteren Verfolgungsmaßnahmen.

Quellen

Staatsarchiv München, Spruchkammer, Karton 1843 (Max Troll).
Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 6889.
Detjen, Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998.
Mehringer, Hartmut: Die KPD in Bayern 1919-1945, in: Broszat, Martin/Mehringer, Helmut (Hg.): Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, S. 1-286.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Troll, Max (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=843&cHash=1949c2a33c3438f503bd7694b9bc6fb4