Paul Ludwig Troost (17.8.1878 Elberfeld – 21.1.1934 München)

Biographies
Verfasst von Markus Eisen

Architekt, Planer der Münchner NS-Bauten mit prägendem Einfluss auf die NS-Repräsentationsarchitektur

Paul Ludwig Troost mit einem Modell des umgestalteten Königsplatzes, 1933 | aus: Illustrierter Beobachter, 7.11.1935 (BSB)

Nach einer Lehre im Baubüro von Georg Haude und Heinrich Metzendorf in Elberfeld begann Troost 1896 ein Architekturstudium in Darmstadt, das er nach drei Semestern ohne Abschluss beendete. 1900 kam er nach München, arbeitete im Büro von Martin Dülfer und machte sich 1903 selbständig. Aus Mangel an größeren Bauaufträgen spezialisierte sich Troost erfolgreich auf ebenso konservative wie luxuriöse Innenarchitektur. Bekanntheit erlangte er insbesondere durch seine Schiffseinrichtungen für die Reederei Norddeutscher Lloyd.

Ende September 1930 machte Troost, vermittelt durch Elsa und Hugo Bruckmann, die Bekanntschaft Hitlers und wurde mit dem Umbau des Palais Barlow zum ‚Braunen Haus‘, der Parteizentrale der NSDAP, betraut. Troost, der sich von Hitler tief beeindruckt zeigte, auf Honorare verzichtete und die Erfolge der Nationalsozialisten von 1930 an mit großer Anteilnahme verfolgte, arbeitete die nächsten Jahre fast nur noch für die NSDAP. Treffen mit Hitler, der ihm seine wichtigsten Bauaufträge übertrug, fanden zeitweise wöchentlich statt. Die Planungen für einen „Verwaltungsbau der NSDAP“, die ihn seit 1931 beschäftigten, mündeten in die Umgestaltung des gesamten Königsplatzes mit ‚Führerbau‘, ‚Verwaltungsbau‘ und ‚Ehrentempeln‘. Zusammen mit seinen Entwürfen für ein ‚Haus der Deutschen Kunst‘ am Englischen Garten nahm Troost damit prägenden Einfluss auf die gesamte NS-Repräsentationsarchitektur.

1933 spielte Troost zudem eine aktive Rolle bei der Ausschaltung einzelner Künstler aus dem Münchner Kulturleben, etwa des modernen Architekten Robert Vorhoelzer oder des Bildhauers Karl Knappe. Nach seinem Tod im Januar 1934 und dem anschließenden, von Hitler angeordneten Staatsbegräbnis entwickelte die NS-Presse einen Geniekult um seine Person als ‚Erstem Baumeister des Dritten Reiches‘. Die Leitung seines Ateliers übernahm Leonhard Gall, zusammen mit Troosts Witwe Gerdy, die durch ihr enges Vertrauensverhältnis zu Hitler eine der einflussreichsten Personen im NS-Kulturbetrieb wurde.

Quellen

Mayer, Hartmut: Paul Ludwig Troost. „Germanische Tektonik“ für München, Tübingen-Berlin 2007.
Nüßlein, Timo: Paul Ludwig Troost (1878-1934), Wien 2012.

Empfohlene Zitierweise

Markus Eisen: Troost, Paul Ludwig (publiziert am 20.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=844&cHash=76e7026c4baa2b275f189ca38e956ffd