Christian Weber (25.8.1883 Polsingen – 10./11.5.1945)

Biographies
Verfasst von Paul Hoser

NS-Funktionär und Kommunalpolitiker in München

Christian Weber (l.) und ‚Reichspresseführer‘ Max Amann im Februar 1939 beim Pressefest im Deutschen Theater | Stadtarchiv München, ZBE_B_1987, Foto: Georg Schödl

Christian Weber aus Mittelfranken arbeitete von 1904 bis 1906 als Hausknecht im Münchner Gasthaus „Zum blauen Bock“. Er war Kriegsteilnehmer und u. a. im Bund Oberland aktiv. Seit 1920  war er als Mitglied der parteiinternen Schutztruppe der NSDAP ständiger Begleiter Hitlers. Er gehörte auch dem im Mai 1923 gebildeten Stoßtrupp Hitler an. Ab November oder Dezember 1921 war er als Angestellter der Partei für die Organisation von Versammlungen zuständig.

Er nahm am Hitlerputsch teil und saß dann bis zum 3.3.1924 in Landsberg in Haft. Sein anschließendes Eintreten für den Nationalsozialen Volksbund, eine Splittergruppe, erregte das Missfallen Hitlers.
1926 rückte Weber in den Münchner Stadtrat nach. Seit 1933 war er Präsident des oberbayerischen Kreistags. Im Stadtrat war er nach der Machtübernahme Fraktionsführer der NSDAP. Diese Machtstellung nutzte er, um auf Kosten der Stadt den Rennverein München-Riem mit seinen Pferderennen zu fördern. Mit dem Wirt des „Blauen Bock“ betrieb er eine Buslinie und seit 1927 eine Tankstelle. 1933 presste er ihm dann gewaltsam seine Anteile ab. Auch jüdischen Besitz eignete er sich hemmungslos an.

Sein besonderes Hobby war das im Schloss Nymphenburg eingerichtete Deutsche Jagdmuseum. Von 1936 bis 1939 ließ Weber im Nymphenburger Schlosspark jeweils in einer Juli-Nacht als Teil der „Rennwoche Riem“ die „Nacht der Amazonen“ veranstalten, ein Fest mit aufwändigen Lichteffekten, Darstellern in historischen Kostümen und nackt auftretenden Tänzerinnen. In der SS wurde er 1937 Brigadeführer und Inspekteur der SS-Reitschulen.
Am 28.4.1945 wurde er von Angehörigen der Freiheitsaktion Bayern kurzfristig verhaftet. Ein dabei beteiligter städtischer Inspektor wurde anschließend erschossen. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai kam Weber auf einem Gefangenentransport der Amerikaner von Ulm nach Heilbronn ums Leben.


Quellen

Görtemaker, Heike B.: Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach, München 2019.
Kellerhoff, Sven Felix: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder, Stuttgart 2017.
Krauss, Marita (Hg.), Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre, München 2010, S. 152-165.
Martin, Thomas: Aspekte der politischen Biographie eines lokalen NS-Funktionärs, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 57 (1994), S. 435-487.
Rabe, Paul-Moritz: Die Stadt und das Geld. Haushalt und Herrschaft im nationalsozialistischen München, Göttingen 2017.
Schiefer, Markus: Vom „Blauen Bock“ in die Residenz – Christian Weber, in: Krauss, Marita (Hg.): Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre. München 2010.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Weber, Christian (publiziert am 30.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=869&cHash=b0c9e5627cc9a73315e6f131d0a863ae