Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg führte zu einer neuartigen politischen Massenbewegung, die General Erich Ludendorff so beschrieb: „Wenn wir kein Heer mehr haben, so müssen wir die Kampfgemeinschaft des ganzen Volkes bilden, gefestigt in den Überlieferungen des alten Heeres. [...] Die Einwohnerwehren, der Stahlhelm, die sogenannte schwarze Reichswehr dienen meines Erachtens diesem Gedanken“ (StAM, Stanw. 14359). Auf dieser Grundlage entwickelten sich die für die Weimarer Zeit charakteristischen bewaffneten „Wehrverbände“.
Von 1918 bis 1921 entstanden nach und nach diverse paramilitärische Bürgerwehren, Freikorps und Einwohnerwehren, die sich trotz aller Differenzen der „Wehrarbeit“ verschrieben hatten. Das gemeinsame Feindbild, der Kommunismus, war, in jeweils unterschiedlicher Ausprägung, mit antirepublikanischen, antisozialistischen und antisemitischen Haltungen vermengt. Das Eigentümliche dieses paramilitärischen Komplexes war die Privatisierung der Gewalt im „Halbdunkel der lizenzierten Illegalität“ (Jasper, S. 119).
Bayern stand mit seinen Einwohnerwehren und der Organisation Escherich ab 1920 an der Spitze dieses Systems. Nachfolger und Nutznießer der in jenem Jahr durchgeführten Entlassung der meisten Freikorps-Soldaten aus dem Militär und der ebenfalls aufgrund der Versailler Vertragsbestimmungen erfolgten Auflösung der Einwohnerwehren waren die unterschiedlichen, freilich durchwegs republikfeindlichen, mitunter auch sogenannten „vaterländischen“ Wehrverbände. Zu Tausenden strömten die entlassenen Soldaten und „Wehrmänner“ in die neuen paramilitärischen Formationen.
In Bayern entstand 1921 die SA, die eine Doppelrolle spielte: Sie war die erste bewaffnete „Privatarmee“ einer politischen Partei, der NSDAP, und gleichzeitig militärischer Wehrverband im Dienst aller Republikfeinde. Große Waffenbestände des verkleinerten deutschen Heeres wurden im Geheimen den gewaltbereiten nationalistischen Rechten einschließlich der SA zur Verfügung gestellt. Fememorde wurden von Polizei und Gerichten gedeckt.
Nachdem der Versuch der extremen Rechten, mit Hilfe von SA und anderen Wehrverbänden im November 1923 einen Staatsstreich herbeizuführen, gescheitert war und sich die Weimarer Republik zunehmend stabilisierte, versuchten die meisten rechten Verbände - neben ihrer weiterbestehenden Funktion als illegale Reserveformationen für die Reichswehr -, eine neue, eigenständige Rolle in der Innenpolitik einzunehmen: Nicht mehr die Vorbereitung eines Putsches stand jetzt im Vordergrund, sondern die Einschüchterung von linken und demokratischen Kräften durch ein betont militantes Auftreten. Darüber hinaus waren die Wehrverbände jedoch kaum in der Lage, maßgeblichen Einfluss auf die Politik der Rechtsparteien zu nehmen.
Demgegenüber erschien die SA als ein in die NSDAP integrierter politischer Kampfverband mit einem hohen Grad an Aktionismus vielen, vor allem jüngeren Männern als vergleichsweise attraktiv. Sie verbuchte ab Ende 1931 die meisten Neueintritte. Im August 1932 zählte die SA 445.000 Mitglieder, in Bayern wuchs sie in diesem Zeitraum von ca. 9.000 auf 20.000. Sie schloss hier Bündnisse mit dem von Georg Escherich Ende 1928 gegründeten „Bayerischen Heimatschutz“, der ca. 40.000 vorwiegend monarchistisch eingestellte Mitglieder besaß. Jedenfalls entwickelte sich die SA, teils in Konkurrenz, teils im Bündnis mit den anderen paramilitärischen Verbänden, zum schlagkräftigsten Verband. Demgegenüber gelang es Ihrem Hauptkonkurrenten, dem 1919 vor allem als Veteranen-Organisation gegründeten „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“, mit über einer halben Million Mitgliedern (1930) der größte Wehrverband der Weimarer Republik, nicht, bei der Transformation der Weimarer Republik in einen autoritären Staat in den Jahren 1930 bis 1933 eine maßgebliche Rolle zu spielen.
Als linke, republikanische Wehrverbände entstanden 1924 das sozialdemokratisch geführte Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der von der KPD gegründete, meist als regionaler Selbstschutzverband agierende Rote Frontkämpferbund. Während das Reichsbanner Anfang 1931 im Reich in der Lage war, 160.000 Mitglieder als Schutzformation (Schufo) gegen Angriffe auf die Republik aufzustellen, konnte es in Bayern nur in einigen nördlichen Industriestädten Fuß fassen. Der Rote Frontkämpferbund wurde in Bayern bereits 1925 verboten und damit vier Jahre früher als im Reich; er war ebenfalls vorwiegend im Nürnberger Raum tätig. Diese Organisationen waren der Übermacht der von der Reichswehr und den anderen staatlichen Einrichtungen unterstützten rechtsradikalen Wehrverbänden nicht gewachsen.
1933 fanden alle nicht-rechtsextremen, also sowohl die bürgerlich-gemäßigten wie die republiktreuen und linken Wehrverbände ihr Ende: Der „Stahlhelm“, dessen Bundesvorsitzender Seldte 1933 Arbeitsminister im Kabinett Hitler/Papen wurde, gliederte sich sukzessive in die SA ein, die unter dem NS-Regime einen Sonderstatus erhielt. Der „Heimatschutz“ löste sich selbst auf, wobei seine Mitglieder mehrheitlich ebenfalls der SA, der SS oder dem Stahlhelm beitraten. Die Reste der republikanischen und der kommunistischen Verbände wurden durch die neue Staatsmacht im Zug der Reichstagsbrandverordnung vom 28.2.1933 verfolgt und zerschlagen.