Das Deutsche Reich besetzte zwischen 1938 und 1945 erhebliche Teile Europas. Unter massivem politischen Druck kam es 1938/39 zur Annexion Österreichs, des Memelgebiets und des Sudetengebiets, in Folge eines militärischen Einmarsches auch der böhmischen Länder. Nach dem deutschen Krieg gegen Polen fiel die Hälfte des Landes unter deutsche Besatzung, 1940 dann Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Luxemburg, Belgien, der größte Teil Frankreichs und zwei britische Kanalinseln. Auch Mussolini, der schon 1939 Albanien besetzt hatte, ließ im Juni 1940 Truppen in Südfrankreich einmarschieren und griff im Oktober 1940 Griechenland an. Jugoslawien und Griechenland wurden im Anschluss an den deutschen Balkanfeldzug im April 1941 unter mehrere Achsenstaaten aufgeteilt, Nordslowenien und Serbien gerieten ebenso wie der Raum Saloniki unter deutsche Herrschaft.
Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurden Ostpolen, das Baltikum, Weißrussland, die Ukraine und Teile der Russischen Föderation, ein Raum von Leningrad bis zum Kaukasus, okkupiert. Rumänien erhielt ein Besatzungsgebiet in den Regionen um Odessa. In Nordafrika rückten deutsch-italienische Truppen durch Tunesien nach Ägypten vor. Im November 1942 marschierte die Wehrmacht auch in Vichy-Frankreich ein. Ab 1943 ordnete Hitler die Besetzung (ehemals) verbündeter Länder an, so zunächst Italiens, in dessen Besatzungsgebiete anschließend ebenso deutsche Truppen einrückten, 1944 marschierten deutsche Truppen dann auch in Ungarn und der Slowakei ein.
In den Besatzungsgebieten herrschten recht unterschiedliche Verwaltungsstrukturen: Die Sudetengebiete wurden vollständig ins Reich integriert, Elsass, Lothringen, Nordslowenien wurden de facto annektiert und von angrenzenden Reichsgebieten verwaltet, der Westen und Norden Polens erhielten eine Sonderstellung, da sie eine eigene Administration bekamen, ebenso wie Böhmen und Mähren als ‚Protektorat‘. Hingegen herrschten in Norwegen, in den Niederlanden, in Zentral- und Südpolen (‚Generalgouvernement‘) und im Westen der besetzten sowjetischen Gebiete Zivilverwaltungen. Lediglich Belgien, Nordfrankreich, Serbien, der Raum Saloniki und die östlichen Besatzungsgebiete in der Sowjetunion standen unter Militärverwaltung, wie sie das Völkerrecht eigentlich vorsieht; dort hatte die Wehrmacht generell größeren Einfluss auf die Besatzungspolitik. In Ost- und Südosteuropa trat hingegen der SS- und Polizeiapparat selbständiger auf. In einigen Ländern waren weiterhin einheimische Regierungen bzw. Auftragsverwaltungen zugelassen, so im Protektorat, in Vichy-Frankreich, Dänemark, Griechenland oder Serbien, die allerdings vollständig vom NS-Regime abhängig blieben.
Der Besetzung ausländischer Gebiete lag von Anfang an nicht die Revision des Versailler Vertrages als Hauptmotiv zu Grunde, vielmehr ging es um geostrategische deutsche Interessen, in Polen, dem Baltikum und der Sowjetunion um die Erlangung von Ausbeutungs- und Siedlungsraum (‚Lebensraum‘). Deshalb wurden auch gigantische Deportations- und Mordpläne entworfen, insbesondere der ‚Generalplan Ost‘ von 1941/42. Die einheimische Bevölkerung in Polen und im Westteil der Sowjetunion sollte weitgehend vertrieben und durch ‚germanische‘ Siedlerfamilien ersetzt, alle Juden*Jüdinnen in Europa ermordet werden. Die Einwohner*innen, insbesondere im besetzten Ost- und Südosteuropa, sollten mit Terror niedergehalten, jeglicher Widerstand im Massenmord erstickt werden.
Im Zentrum der Besatzungspolitik stand jedoch die wirtschaftliche Ausbeutung in einem deutschen ‚Großwirtschaftsraum‘. Neben kriegswichtigen Rohstoffen galt das deutsche Interesse vor allem landwirtschaftlichen Produkten und der kriegswirtschaftlichen Fertigung in Westeuropa und Böhmen. Dabei erwies sich bald, dass die Ausbeutungspolitik gar nicht immer profitabler war als die Außenhandelsbeziehungen der Friedenszeit.
Ab Herbst 1941 rückte dann die Rekrutierung von Arbeitskräften in den Fokus deutscher Politiker, immer mehr in Form von zwangsweisem Abtransport ins Reich. Die besetzten Gebiete litten aber auch unter Plünderungen durch deutsche (und auch einheimische) Stellen und Funktionäre sowie durch eine Finanzpolitik, die die Einheimischen stillschweigend enteignete. Allein nach internen deutschen Berechnungen vom März 1944 flossen aus der Besatzung 90 Milliarden Reichsmark ab, etwa ein Drittel der gesamten deutschen Einnahmen im Krieg. Die Hälfte davon diente zur Deckung der Kosten der Besatzung selbst.
Etwa 200 Millionen Menschen gerieten unter deutsche Besatzung, insbesondere in Osteuropa hatten sie unter der Verschlechterung der Lebensbedingungen, in vielen Gebieten unter Hunger zu leiden. Die meisten Menschen versuchten, sich an die Besatzungsbedingungen anzupassen, viele nahmen die propagandistischen und realen Angebote zur Zusammenarbeit an. Auch war das Leben von großen und kleinen Kompromissen mit der deutschen Besatzung bestimmt. In der einheimischen Lokalverwaltung, in der einheimischen Polizei, aber auch als Hilfspersonal in deutschen Stellen oder in der Wirtschaft arbeiteten viele täglich mit den Deutschen zusammen.
Demgegenüber war Opposition vergleichsweise schwierig. Explizit antideutsche Exponenten waren oft geflüchtet oder verhaftet, die breite Mehrheit erwartete eine lang andauernde deutsche Herrschaft. Dennoch bildeten sich überall Untergrundgruppen, die vor allem von den Exilregierungen gestützt wurden, der kommunistische Widerstand ab Sommer 1941 auch von Moskau aus. In Jugoslawien und in einigen Gebieten der besetzten Sowjetunion etablierten sich ab 1941 Partisanenbewegungen, in Polen eine Art Untergrundstaat. Ab 1943/44 entwickelte sich fast überall im besetzten Europa bewaffneter Widerstand, seinen Höhepunkt erreichte er mit spektakulären Aktionen wie dem Warschauer Aufstand und dem Slowakischen Nationalaufstand 1944.
Mit der Kriegswende von Stalingrad Anfang 1943 begann die Befreiung der besetzten Gebiete, die 1944 die meisten Regionen erreichte, 1945 auch jene nahe der Reichsgrenzen. In Osteuropa war diese Befreiung mit einer neuen diktatorischen Herrschaft der Sowjetunion verbunden, in vielen Gebieten wie dem Baltikum, Ostpolen oder Griechenland hatte sich ein größerer Bürgerkrieg unter der Besatzung entwickelt.
Die deutsche Besatzung mit ihrer Vernichtungs- und Ausbeutungspolitik hat tiefe Spuren in Europa hinterlassen. Etwa 11 bis 12 Mio. Menschen fielen deutschen Verbrechen zum Opfer, zu über 90% Einwohner Osteuropas. Ähnlich viele wurden deportiert, Millionen zeitweise inhaftiert. Mangelernährung und Gewalterfahrungen prägten die Generationen auf Dauer. Infrastruktur und Wirtschaft waren insbesondere in Osteuropa maßgeblich geschädigt.
Es gab vielfältige Bezüge zwischen München und den Besatzungsgebieten. Ein nicht unerheblicher Teil des deutschen Besatzungspersonals kam aus München. Insbesondere in der Verwaltung des Generalgouvernements residierte eine Münchner ‚Seilschaft‘ um den Reichsrechtsführer der NSDAP und Generalgouverneur Hans Frank; dazu zählten etwa der Leiter der Innenverwaltung, Ernst Boepple, oder der Präsident der Arbeitsverwaltung, Max Frauendorfer. Münchner Funktionäre nahmen auch in anderen besetzten Gebieten führende Posten ein, so etwa Wilhelm Harster als Befehlshaber der Sicherheitspolizei in den Niederlanden. Münchner Wehrmachts- und Polizeieinheiten waren in Besatzungsgebieten eingesetzt, etwa Teile der 707. Infanteriedivision, die maßgeblich für die Ermordung der Juden*Jüdinnen im Raum um Minsk verantwortlich war, oder die Polizeibataillone 71, 72, 73, 74, 253 und 302, die größtenteils aus München stammten. Insgesamt befanden sich im Laufe des Krieges etwa 5000 Polizisten aus dem Raum München, darunter über 300 Gestapo- und Kripoangehörige, im ‚auswärtigen Einsatz‘, d.h. oftmals bei verbrecherischen Aktionen in Besatzungsgebieten.
Auch andere Münchner Behörden waren in die Besatzungspolitik involviert, so etwa das Bayerische Landesarbeitsamt, das selbst eine Kommission zur Rekrutierung für Zwangsarbeit in die Ukraine entsandte. Aus den Besatzungsgebieten wurden etwa 120.000 ausländische Frauen und Männer zur Arbeit nach München gebracht, davon etwa die Hälfte aus den Besatzungsgebieten Polen und Sowjetunion deportiert, teilweise als Kriegsgefangene. Auch die zur Zwangsarbeit eingesetzten KZ-Häftlinge kamen zum größten Teil aus den besetzten Gebieten. Viele Münchner Verfolgte, die ins Ausland geflohen waren, wurden dort von den deutschen Truppen wieder eingeholt. Mindestens 250 Münchner Juden*Jüdinnen wurden aus den besetzten Gebieten deportiert, viele Exilant*innen verhaftet, etwa in Prag. Schließlich ist daran zu erinnern, dass auch die Münchner Bevölkerung von der materiellen Ausbeutung der besetzten Gebiete profitierte, sei es durch Plünderungen Münchner Soldaten oder durch die Beschlagnahme von Lebensmitteln aus Polen und der Sowjetunion. Die besetzten Gebiete waren München also näher, als es die geographische Entfernung vermuten lässt.