German Bestelmeyer (8.6.1874 Nürnberg – 30.6.1942 München)

Biographies
Verfasst von Markus Eisen

Architekt, Präsident der Akademie der Bildenden Künste in München, Reichskultursenator und Senator der Deutschen Akademie

German Bestelmeyer | SZ Photo, Nr. 00272799

Bestelmeyer war Sohn eines Militärarztes und stammte aus einer alten mittelfränkischen Fabrikantenfamilie. Nach seinem Architekturstudium in München und Wien bei Friedrich von Thiersch und Friedrich von Schmidt war er im Staatsbaudienst in Nürnberg, Regensburg und München tätig. Als Professor an der Technischen Hochschule (seit 1922) und als Präsident der Akademie der Bildenden Künste (seit 1924) nahm er bereits während der Weimarer Republik eine zentrale Stellung im Münchner Kulturleben ein, dessen konservative bis reaktionäre Ausrichtung er entscheidend mitgestaltete. 1928 war er an der Gründung der konservativen Architektengemeinschaft ‚Der Block‘ beteiligt, die sich gegen den Zusammenschluss moderner Architekten im ‚Ring‘ wandte. 1932 hielt er im großen Hörsaal der Technischen Hochschule München für den ‚Kampfbund für deutsche Kultur‘ den Lichtbildvortrag „Sachlichkeit in alter und neuer Baukunst“, in dem er die architektonische Moderne scharf angriff.

1933 trat er in die NSDAP ein und intensivierte zugleich seine antimodernistische Agitation. Der für die nationalsozialistischen Repräsentationsbauten bevorzugte, weitgehend auf Symmetrie, Monumentalität und formale Reduktion vereinfachte Klassizismus wurde ebenfalls von Bestelmeyer vertreten, etwa bei dem unter seiner Leitung entstandenen Luftgaukommando an der Münchner Prinzregentenstraße. Den von ihm errichteten Kongreßsaal für das Deutsche Museum in München soll Hitler als „schönste Halle Deutschlands“ bezeichnet haben. 1935 wurde Bestelmeyer in den Reichskultursenat berufen und zum Senator der ‚Deutschen Akademie‘ ernannt. Nach seinem Tod wurde der radikale Gegner des Neuen Bauens am 5.6.1942 in Beisein von Goebbels mit einem Staatsbegräbnis geehrt.

Quellen

Petzold, Hartmut: German Bestelmeyer und der zweite Bauabschnitt des Deutschen Museums, in: Elisabeth Vaupel/Stefan Wolff (Hg.): Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Bestandsaufnahme, Göttingen 2010, S. 287-319.
Thiersch, Heinz: German Bestelmeyer. Sein Leben und Wirken für die Baukunst, München 1961.

Empfohlene Zitierweise

Markus Eisen: Bestelmeyer, German (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=91&cHash=ce658a37957b6dc603bd1e54973fc5cb