Josef Zißler (7.4.1891 Fürth – 6.1.1976 München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgter Zeuge Jehovas

Josef Zißler, Anfang der 1940er-Jahre | Privatbesitz Mathilde Kirschner

Der Telegrafenleitungsaufseher trat 1925 aus der evangelischen Kirche aus und ließ sich als Bibelforscher taufen. Seine Frau Mathilde schloss sich ebenfalls dieser Religionsgemeinschaft an. Weil Zißler von Anfang an den „Hitlergruß“ ablehnte, begannen die Konflikte an seinem Arbeitsplatz bereits 1933. Wiederholt drohte man ihm, dass er in das KZ Dachau verbracht würde. Am 1. September 1936 wurde Josef Zißler verhaftet; schon zuvor war er mit Wirkung zum 1. Dezember 1936 in den krankheitsbedingten Ruhestand versetzt worden. Als Folge seiner Verurteilung am 2. März 1937 zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis durch das Sondergericht München verlor er seine Ruhegehaltsansprüche. Im Urteil betonte das Gericht Zißlers sehr rege Mitwirkung in der verbotenen Gemeinschaft. Mehr als zwei Jahre hatte er den „Wachtturm“ illegal hergestellt und mehrere Monate Johann Kölbl unterstützt, als dieser für den Bezirk Südbayern der Zeugen Jehovas verantwortlich war. Im Juni 1937 wurde Josef Zißler aus dem Reichsbund der Deutschen Beamten ausgeschlossen. Nach seiner Haftentlassung 1938 erhielt er weder Arbeit noch Unterstützung und stand noch ein Jahr unter Polizeiaufsicht. Nach 1945 wurde amtlich anerkannt, dass die Erkrankungen, die zu seiner Pensionierung geführt hatten, auf die Verfolgung zurückzuführen waren. Josef Zißler und seine Frau engagierten sich auch nach dem Krieg bis zu ihrem Tod in einer Münchner Gemeinde der Zeugen Jehovas.

Quellen

Staatsarchiv München, StAnW 8551

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Zißler, Josef (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=917&cHash=6f8b27e8518ee2179fc3d72aaa4303ea