Otto Binder (27.10.1904 München – 28.6.1944 Gefängnis München-Stadelheim)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Kommunistischer Widerstandskämpfer

Otto Binder (1904-1944) | Deutsche Kommunistische Partei (Hg.), Die wiedergefundene Liste, 1998

Nach dem Volksschulbesuch erlernte Otto Binder in der Maschinenfabrik Maffei das Eisengießerhandwerk und engagierte sich in der Gewerkschaft und der KPD. Von 1929 bis 1933 arbeitete er bei der Stadt München als Straßenbahner, wurde aber 1933 wegen seines politischen Engagements aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit fand er Beschäftigung bei BMW. Am 3.5.1935 wurde er verhaftet und wegen Verdachts auf Vorbereitung hochverräterischer Aktivitäten bis 26.9.1935 in verschiedenen Münchner Gefängnissen festgehalten. Auch in den Folgejahren wurde er mehrmals kurzzeitig verhaftet.

Dennoch hielt er weiterhin Kontakt mit seinen politischen Freunden. So beteiligte er sich nach Kriegsbeginn am Aufbau des Widerstandskreises um seinen Schwiegervater Wilhelm Olschewski. Im Zuge der Aufdeckung dieses reichsweiten Netzwerks wurde auch Otto Binder am 4.2.1942 verhaftet und bis zum Prozess in Münchner Gefängnissen und im KZ Dachau eingesperrt. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn am 20.6.1944 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod, weil er und zusammen mit seinem Schwager Willy Olschewski „1941 und 1942 als alte Kommunisten in München […] den Sturz der nationalsozialistischen Staatsführung erstrebte und dabei auch Sabotage- und Terrorakte“ geplant habe. Beide wurden am 28.6.1944 im Gefängnis Stadelheim hingerichtet.

Ihre Leichen wurden für eine Bestattung nicht freigegeben. Nachforschungen nach der Befreiung 1945 ergaben, dass sie in der Anatomie der Würzburger Universität präpariert und für die Medizinausbildung benutzt worden waren. Am ‚Tag der Opfer des Faschismus‘ am 14.9.1947 wurden die Särge mit den sterblichen Überresten in einer feierlichen Gedenkveranstaltung vor der Feldherrnhalle aufgebahrt und die Ermordeten von der Bayerischen Staatsregierung geehrt.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Landesentschädigungsamt, 453.
Bundesarchiv Berlin, Oberreichsanwalt R 3017 (NJ 1634).
Antoni, Ernst: Subversion für den Frieden, in: DKP München (Hg.): Die wiedergefundene Liste, München 1998, S. 62-67.
Mehringer, Hartmut: Die KPD in Bayern 1919-1945, in: Broszat, Martin/Mehringer, Helmut (Hg.): Bayern in der NS-Zeit, Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, S. 1-286.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Binder, Otto (publiziert am 15.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=93&cHash=d8ce66dea2653097760e00179c5dc397