Ellen Ammann (1.7.1870 Stockholm – 23.11.1932 München)

Biografien
Verfasst von Sabine Schalm

Politikerin der BVP, Mitbegründerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes

Ellen Ammann (1870-1932) | Archiv des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes e.V.

Geboren in Stockholm wuchs Ellen Sundström behütet in einem religiös geprägten und politisch aufgeschlossenen, bürgerlichen Elternhaus auf. Ihr Vater ermöglichte ihr eine höhere Mädchenbildung. Nach dem Abitur begann sie 1889 ein Studium für medizinische Heilgymnastik (heute: Krankengymnastik). Ein Jahr später heiratete sie den deutschen Arzt Ottmar Ammann und zog mit ihm nach München. Hier wurde sie zu einer führenden Protagonistin der katholischen Frauenbewegung. Eines ihrer sozialen Anliegen war die Professionalisierung der Frauenbildung. Sie zählte zu den Gründerinnen der katholischen Bahnhofsmission in München (1897) und des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes (1911).

Von 1919 bis 1932 war sie unter den ersten weiblichen Landtagsabgeordneten der Bayerischen Volkspartei (BVP). Nach gewalttätigen Übergriffen von Nationalsozialisten gegen Mitglieder der ‚Friedensgesellschaft‘ in München Anfang 1923 forderte eine Frauendelegation, der auch Ellen Ammann angehörte, vom bayerischen Innenminister Franz Schweyer (BVP) die Ausweisung Adolf Hitlers.

Bemerkenswert ist Ammanns Rolle während des Hitler-Putsches am 9.11.1923: Sie verhalf gefährdeten Personen, wie den Frauenrechtlerinnen Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann zur Flucht vor den Nationalsozialisten und verfasste mit eilig herbeigerufenen Regierungsmitgliedern eine Verurteilung des Staatsstreichs. Franz Matt, damals bayerischer Kultusminister, schrieb 1927: „Die Kollegin Ammann hat damals mehr Mut bewiesen, als manche Herren in Männerhosen“ (Schmidt, S. 75). Auch in den folgenden Jahren warnte sie vor den Gefahren der Hitlerbewegung. 1932 starb Ellen Ammann an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem Münchner Südfriedhof beigesetzt.

Quellen

Bary-Armansperg, Roswitha von: Ammann, Ellen, in: Neue Deutsche Biographie, Bd.1, Berlin 1953, S. 251.
Dornberg, John: Der Hitlerputsch. 9. November 1923, München 1998.
Gordon jr., Harold J.: Hitlerputsch 1923. Machtkampf in Bayern 1923 - 1924, Frankfurt am Main 1971.
Holtmann, Gunda: Ellen Ammann. Eine intellektuelle Biografie. Ein Beitrag zur Geschichte der Sozialen Arbeit im Kontext der katholischen Frauenbewegung und des „Katholischen Deutschen Frauenbundes“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Würzburg 2017.
Neboisa, Marianne: Ellen Ammann, geb. Sundström 1870–1932. Dokumentation und Interpretation eines diakonischen Frauenlebens, St. Ottilien 1992.
Schmidt, Lydia: Kultusminister Franz Matt (1920-1926). Schul-, Kirchen- und Kunstpolitik in Bayern nach dem Umbruch von 1918, München 2000.
Schmidt-Thomé, Adelheid: Ellen Ammann. Frauenbewegte Katholikin, Regensburg 2020.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Ammann, Ellen (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/ammann-ellen-23