Adelheid Bamberger (11.3.1915 Berlin – vermutlich März/April 1945 im KZ Bergen-Belsen)

Biografien
Verfasst von Sarah Grandke

Verfolgte Sintizza aus München

Adelheid Bamberger stammte aus einem kinderreichen Elternhaus. Sie war Arbeiterin und lebte mit ihrer Familie sowie den Kindern Sylvia und Adolf in München. Ein Teil der Verwandten wurde von der SS bereits 1941/42 in verschiedenen Konzentrationslagern festgehalten. Ihr Bruder Wilhelm Bamberger sowie ihr Schwager kamen dort 1942 gewaltsam ums Leben. Der Bruder Hans Bamberger musste jahrelang Zwangsarbeit im KZ Dachau verrichten.

Im März 1943 wurde Adelheid Bamberger zusammen mit ihren Kindern und weiteren Angehörigen ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert. Sowohl die Transport- als auch die Lagerbedingungen waren in jeder Hinsicht unmenschlich. Nur kurze Zeit nach der Ankunft im Lager starben die noch nicht einjährige Tochter Sylvia und der zweijährige Sohn Adolf vermutlich an Folgen der unzureichenden Versorgung. Im Juli 1943 kam auch ihr Vater Robert Bamberger im KZ Auschwitz-Birkenau ums Leben. Etwa 19.000 Sinti*zze und Rom*nja wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet oder starben an den Folgen von Hunger, Krankheit, Misshandlungen und Zwangsarbeit.

Adelheid Bamberger wurde im April 1944 ins KZ Ravensbrück transportiert und wenig später nacheinander in verschiedene KZ-Außenlager zur Zwangsarbeit gebracht. In den Außenlagern Schlieben, Altenburg und Taucha, die ab Sommer 1944 zum KZ Buchenwald gehörten, musste sie für die Rüstungsindustrie arbeiten. In Altenburg wurden Panzerfäuste und Granatmunition hergestellt. Insbesondere aus rassistischen Motiven verfolgte Häftlinge wurden für die extrem gesundheitsgefährdende Arbeit der Zubereitung und des Abfüllens von Sprengstoff herangezogen. Taucha war das Außenlager des KZ-Komplexes Buchenwald mit den meisten Häftlingsfrauen, die als ‚Zigeuner‘ verfolgt wurden. In Zwölf-Stundenschichten mussten die Frauen Schwerstarbeit leisten.

Zusammen mit ihrer älteren Schwester Anna Reinhardt und 148 weiteren schwerkranken Häftlingen wurde Adelheid Bamberger am 1.3.1945 ins KZ Bergen-Belsen verschleppt. Dort verliert sich ihre Spur. Vermutlich kamen sie und ihre Schwester Anna Reinhardt dort kurz vor der Befreiung gewaltsam ums Leben.

Quellen

Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau Oświęcim, Datenbankzugriff am 5.8.2014; Sterbeurkunde Sylvia Bamberger/akt zgonu 19889/1943; Sterbeurkunde Adolf Bamberger/akt zgonu 20285/1943; Sterbeurkunde Robert Bamberger/akt zgonu 24816/1943.
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Fürstenberg/Havel, Anfrage vom 16.5.2013.
Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D-202914; Individuelle Unterlagen Adelheid Bamberger, Buchenwald, 1.1.5.4/7516662#1 – 7516671#2/ITS Digital Archive; Transportliste nach KL Bergen-Belsen/1.3.45, Buchenwald, 1.1.5.1/3760720ff/ITS Digital Archive.
Bundesarchiv Berlin: R165/136 (Stammbaum Familie Bamberger).
Interview Sarah Grandke mit Angehörigen der Familie, Heinz Bamberger vom 14.04.2014.
Seidel, Irmgard: Altenburg (Frauen); Taucha (Frauen); Schlieben (Frauen), in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 3, München 2009, S. 363-365, 560-563 und 582-585.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Bamberger, Adelheid (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/bamberger-adelheid-56