Else Behrend-Rosenfeld (1.5.1891 Berlin - 1.3.1970 Birmingham / Großbritannien)

Biografien
Verfasst von Marita Krauss

Verfolgte Jüdin, Autorin des Tagebuchs „Verfemt und verfolgt“

Else Behrend-Rosenfeld (1891-1970) | Privatarchiv Goldschagg

Else Behrend wuchs als Tochter eines jüdischen Arztes und seiner nichtjüdischen Frau in Berlin auf. Sie gehörte zur ersten Generation junger Frauen, die studieren durften: 1919 wurde sie in Jena im Fach Geschichte promoviert. Ein Jahr später heiratete sie den jüdischen Juristen Dr. Siegfried Rosenfeld, der von 1921 bis 1932 als SPD-Abgeordneter im preußischen Landtag und Ministerialbeamter im preußischen Justizministerium tätig war. Als ihre drei Kinder alt genug waren, arbeitete sie ehrenamtlich in der Gefangenenhilfe. 1932 wurde ihr Mann aus dem Ministerialdienst entfernt, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog die Familie nach Bayern.

Die Rosenfelds lebten seit 1934 in Icking im Isartal. 1937 ließ sich Else in die jüdische Gemeinschaft aufnehmen. Die älteste Tochter emigrierte nach Argentinien, die beiden jüngeren Kinder wie auch Siegfried Rosenfeld gingen nach England. Elses Emigrationsversuche scheiterten jedoch. Sie wurde Fürsorgerin in der jüdischen Gemeinde Münchens. Zusammen mit den Quäkerinnen Gertrud Luckner und Annemarie Cohen organisierte sie Paketaktionen für nach Piaski (Polen) deportierte Juden*Jüdinnen. Im Juni 1941 musste sie in der ‚Flachsröste Lohhof‘ arbeiten. Im August wurde sie als Wirtschaftsleiterin für das Internierungslager ‚Heimanlage für Juden Berg am Laim‘ eingesetzt. Dort blieb sie, selbst von Deportation bedroht, bis sie im August 1942 zuerst nach Berlin, dann nach Freiburg in den Untergrund entkommen konnte. Am 20.4.1944 gelang ihr zu Fuß die Flucht in die Schweiz. Bereits 1945 erschien dort ihr Tagebuch Verfemt und verfolgt. Sie berichtet darin über die Reaktionen der Münchner*innen auf die Einführung des Judensterns, benennt Taten und Täter*innen, schildert aber auch Hilfe und Unterstützung für die Verfolgten.

Quellen

Behrend-Rosenfeld, Else/Rosenfeld, Siegfried: Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil, hg. und kommentiert von Erich Kasberger und Marita Krauss, München 2011.
Kasberger, Erich: Die „Heimanlage für Juden Berg am Laim“, in: Knauer-Nothaft, Christel/Kasberger, Erich: Berg am Laim. Von den Siedlungsanfängen zum modernen Stadtteil Münchens, München 2007, S. 286-291.

Empfohlene Zitierweise

Marita Krauss: Behrend-Rosenfeld, Else (publiziert am 14.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/behrend-rosenfeld-else-85