Bayerische Mittelpartei (BMP) / Deutschnationale Volkspartei (DNVP)

Organisationen
Verfasst von Paul Hoser

Rechtskonservativ-deutschnationale Regionalpartei, 1918 – 1932/33

‚Dolchstoßlegende‘, Wahlwerbung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zur Reichstagswahl 1924 | Bundesarchiv, Plak 002-029-031, Grafik: Hans Schweitzer

Die Bayerische Mittelpartei gründete sich am 24.11.1918 in Nürnberg auf Initiative verschiedener Gruppierungen. Mitglieder waren vor allem Angehörige protestantischer bürgerlicher und bäuerlicher Schichten in Franken. Das eigentliche Rückgrat der mitgliederschwachen Honoratiorenpartei bildete der bayerische Bund der Landwirte. In München bestand der Kern aus bürgerlichen Gemeindebevollmächtigten, darunter dem Rechtsanwalt Ignaz Schön, der für eine liberale Richtung stand. Verbindende Elemente waren die Ablehnung der Weimarer Demokratie und der Nationalismus. Auch antisemitische Tendenzen machten sich vielfach breit.

1920 wurde mit der Gesamtpartei im Reich vereinbart, die Partei in zwei Gruppen für Süd- und Nordbayern zu gliedern. Diese sollten den Status von Landesverbänden der Reichspartei haben. Die Partei nannte sich jetzt „Bayerische Mittelpartei (DNVP in Bayern)“. Vereinssitz der Partei war 1920 noch Nürnberg, ab 1922 München. Als dritter Landesverband kam 1922 die Rheinpfalz hinzu.

Nach den Wahlen von 1920 übernahm Christian Roth das Justizministerium in der Regierung Kahr. Er unterstützte das provozierende Auftreten der Einwohnerwehren und sorgte für die größtmögliche Zurückhaltung der Justiz bei der Aufdeckung der von nationalistischen Radikalen verübten Fememorde. Aus Protest gegen das aus Anlass der Ermordung Erzbergers von der Reichsregierung erlassene Ausnahmegesetz zum Schutz der Republik traten von Kahr und Roth im September 1921 zurück. Doch kontrollierten in der im August 1922 gebildeten Regierung von Knilling die Deutschnationalen mit Franz Gürtner wieder das Justizressort. Da dieser sich in den Verhandlungen mit dem Reich kompromissbereit zeigte, kritisierte ihn der völkische Parteiflügel scharf und spaltete sich im November 1922 ab. Andererseits verhielt sich Gürtner auch nach dem Hitlerputsch gegenüber den Nationalsozialisten entgegenkommend. Obwohl weite Kreise der BVP protestierten, nahm Heinrich Held ihn 1924 in die Regierung auf, da die Alternative einer Koalition mit der SPD für ihn grundsätzlich nicht in Frage kam.

Seit 1924 nannte sich die Partei nur mehr „Deutschnationale Volkspartei in Bayern“. Ihr Vorsitzender Hans Hilpert setzte sich für eine Regierungsbeteiligung im Reich ein, da er hoffte, dass auf diesem Weg eine grundlegende Umwandlung des demokratischen Staats durchsetzbar sei. Tatsächlich folgte aber eine Niederlage bei den Wahlen von 1928. Nach der Wahl Alfred Hugenbergs zum Parteivorsitzenden im Reich versuchte die DNVP deshalb, zusammen mit der NSDAP eine radikale „nationale Opposition“ zu bilden. Die Folge war der Abfall der Gegner dieses Kurses von der Partei, insbesondere des für die DNVP in Bayern lebenswichtigen Landbunds. 1930 spaltete sich auch noch die auf Unterstützung der Regierung Brüning setzende regierungsnahe Konservative Volkspartei ab.

Am 26.8.1931 trat die DNVP aus der bayerischen Regierung aus. Da diese ohnehin nur kommissarisch regierte, konnte Gürtner bis zu seinem Wechsel an die Spitze des Reichsjustizministeriums in der Regierung Papen im Juni 1932 im Amt verbleiben. Aus der DNVP in Bayern wurde in den folgenden Wahlen eine reine Splitterpartei.

Quellen

Kiiskinen, Elina: Die Deutschnationale Volkspartei (Bayerische Mittelpartei) in der Regierungspolitik des Freistaats während der Weimarer Zeit, München 2005.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: BMP / DNVP (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/bmp-dnvp-96