Wilhelm Brückner (11.12.1884 Baden-Baden – 18.8.1954 Herbsdorf, heute Nußdorf/Inn)

Biografien
Verfasst von Brigitte Zuber

SA-Regimentsführer in München, Reichsredner der NSDAP und persönlicher Adjutant Hitlers

Die Angeklagten während des Hochverratsprozesses vor dem Gerichtsgebäude, 1.4.1924 3. v. l. Wilhelm Brückner | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-6622

Nach dem Abitur 1904 absolvierte Brückner den Einjährig-Freiwilligen-Dienst in Straßburg, 1907 begann er an der Universität München ein Volkswirtschaftsstudium. Von 1914 bis 1916 diente er im 15. Bayrischen Landwehr-Infanterie-Regiment, 1916 war er im Gefangenenlager Lechfeld eingesetzt, 1917 in Rumänien, 1918 in Flandern. Im Freikorps Epp brachte er seine militärische Spezialausbildung am Maschinengewehr gegen die Räterepublik München  ein. Als Oberleutnant verließ er Ende 1919 die Reichswehr.

Von 1920 bis 1922 leitete er die Bavaria Film, im November 1922 trat er in die NSDAP ein und führte wenig später sämtliche Sturmabteilungen in München. Zur Sprengung der 1. Mai-Kundgebung der Münchner Arbeiter 1923 bediente sich Brückners SA-Regiment aus der Waffenkammer der Pionierkaserne. Enttäuscht über das Scheitern der Aktion, überfiel es eine Gruppe heimkehrender Gewerkschafter.Am 8.11.1923 räumte Brückner das im St.-Anna-Kloster noch befindliche Waffenlager der Einwohnerwehren, besetzte anderntags drei Isarbrücken und marschierte hinter Ludendorff und Hitler zur Feldherrnhalle. Für seine Beteiligung am Putsch erhielt er 15 Monate Festungshaft auf Bewährung. Nach dem Verbot der NSDAP wurde er der Oberleitung der SA-Tarnorganisation „Frontbann“ zugeteilt und trat häufig als Redner in völkischen Versammlungen auf. Gehalt bezog er von 1924 bis 1928 als Geschäftsführer des Vereins für das Deutschtum im Ausland. 1931 wurde er persönlicher Adjutant Hitlers, aber nach einem Streit mit Hitler im Jahr 1940 entlassen.

Am 4.5.1945 geriet Brückner in Gefangenschaft, die Lagerspruchkammer Garmisch verurteilte ihn 1948 als Hauptschuldigen. Die Berufungskammer München stufte ihn dann 1949 in die Gruppe der „Belasteten“ zurück und verhängte eine Strafe von dreieinhalb Jahren Arbeitslager, die aber durch die vorhergehende Haft bereits abgegolten war. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv IV, OP 5759.
Staatsarchiv München, Pol.Dir. München 10020.
Staatsarchiv München, Spruchkammerakten 207, Wilhelm Brückner.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Brückner, Wilhelm (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/brueckner-wilhelm-110