Bücherverbrennung

Ereignisse
Verfasst von Elisabeth Tworek

10. Mai 1933

Bücherverbrennung auf dem Münchner Königsplatz am 10.5.1933 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-7936

Am 10.5.1933 inszenierten von der NS-Ideologie begeisterte Student*innen in mindestens 21 deutschen Universitätsstädten Bücherverbrennungen. Darin gipfelte die reichsweite Säuberungsaktion ‚Wider den undeutschen Geist‘, organisiert vom 12.4. bis 10.5.1933 durch die mehrheitlich von NS-Studierenden gebildete Deutsche Studentenschaft.

Auf Lastwagen holten Student*innen aus Universitätsbibliotheken, privaten und öffentlichen Bibliotheken Literatur ab, die sie für vernichtenswert hielten. Gemeinsam warfen sie diese Bücher am Abend des 10.5.1933 enthusiastisch ins Feuer: vor laufenden Wochenschau-Kameras, die diese Bilder im Deutschen Reich verbreiteten. In sogenannten Feuersprüchen forderten sie: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall. Für Zucht und Sitte in Familie und Staat“ (Dok. Rundschreiben PN8 4 vom 9.5.1933).

Verbrannt wurden die Werke linker, jüdischer und liberaler Kulturtheoretiker*innen und Schriftsteller*innen wie Erich Kästner, Heinrich Mann, Ernst Glaeser, Erich Maria Remarque, Alfred Kerr, Sigmund Freud, Kurt Tucholsky, Karl Marx und Carl von Ossietzky. In München fand die Verbrennung der Bücher nachts auf dem Königsplatz statt, im Anschluss an die Auftaktveranstaltung der ‚Feier der nationalen Revolution‘ im Lichthof der Universität. Am 13.5.1933 veröffentlichte das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel eine Liste mit zwölf Schriftstellern, die „für das deutsche Ansehen als schädigend zu erachten sind“. Ihre Werke sollten nicht weiter im Buchhandel vertrieben werden, darunter die bereits erwähnten Schriftsteller und Lion Feuchtwanger. In der Folgezeit kursierte eine Vielzahl von Verbotslisten.

Der Schriftsteller Erich Kästner wurde am Opernplatz in Berlin Augenzeuge der Verbrennung seiner Bücher. Oskar Maria Grafs Bücher jedoch standen nicht auf dieser Liste. Dagegen wehrte sich der bekennende Anarchist in seinem Aufruf „Verbrennt mich!“ am 12.5.1933 in der Wiener Arbeiter-Zeitung und forderte, „dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!“ (zit. nach Dollinger, S.85) Der Verkauf seiner Bücher wurde daraufhin verboten. Am 24.3.1934 wurde Oskar Maria Graf aus dem Deutschen Reich ausgebürgert.

Quellen

60 Jahre Bücherverbrennung. Dokumentation zur Ausstellung im Institut für Deutsche Philologie der Universität München unter Leitung von Edda Ziegler und Ulrich Dittmann. 10. Mai bis 17. Juni 1993, München 1993.
Graf, Oskar Maria: Verbrennt mich! Protest anläßlich der deutschen Bücherverbrennung 1933, in: Dollinger, Hans: Das Oskar-Maria-Graf-Lesebuch, München u.a. 1993.
Treß, Werner: „Wider den undeutschen Geist“. Bücherverbrennung 1933, Berlin 2003.

Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher, Köln 2008.
Wulf, Joseph: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Gütersloh 1963.


Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Tworek: Bücherverbrennung (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/buecherverbrennung-112