Franz Faltner (17.12.1901 München – 6.9.1981 München)

Biografien
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Mitglied in SPD, Reichsbanner und Eiserner Front, Gründer der Widerstandsgruppe „Rote Rebellen“

Franz Faltner (1901-1981) | Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalten 13365-3

Franz Faltner war Mitglied in SPD, Reichsbanner und Eiserner Front. Er baute mit ehemaligen Reichsbannerleuten, Sportler*innen verbotener Turnvereine und mit seinen beruflichen Kontakten bei der Reichsbahn die „Roten Rebellen“ auf, deren zentrale Figur er war. Die Gruppe unterhielt einen Kurierdienst mit der Sopade (Exil-SPD) in der Tschechoslowakei, versorgte diese mit Berichten zur politischen, wirtschaftlichen und militärischen Lage und bezog von der Sopade Material, das sie in München zum Teil unter hohem Risiko verteilte. Die „Roten Rebellen“ hinterließen Flugblätter in Werbeprospekten vor Geschäften, schickten sie an stadtbekannte Persönlichkeiten und legten sie bei einem Fußballspiel im Stadion an der Grünwalder Straße aus. Einer der Kuriere war jedoch Spitzel der Bayerischen Politischen Polizei (BPP), durch dessen Berichte die Gruppe aufflog.

Faltner wurde auf der Reise zu einem Grenzsekretariat der Sopade am 27.4.1935 an der Grenze verhaftet. Er war vom 27.4.1935 bis zum 18.2.1937 im Gefängnis München-Stadelheim inhaftiert, dann bis zum 24.3.1937 in Berliner Gefängnissen (Moabit und Plötzensee). Am 22.12.1936 wurde er gemeinsam mit Josef Michael Feuerer vor dem Volksgerichtshof Berlin angeklagt: Er habe ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitet, um mit Gewalt oder Gewaltandrohung die Verfassung des Reichs zu ändern durch Herstellen und Aufrechterhalten eines organisatorischen Zusammenhalts, Beeinflussung der Massen durch Verbreitung von Schriften, Einfuhr von Schriften aus dem Ausland mit dem Zweck, sie im Inland zu verbreiten, durch Verabredung eines Sprengstoffanschlags auf den Münchner Hauptbahnhof und durch Verrat von Staatsgeheimnissen.

Ebenfalls mit angeklagt war Franz Weber, der als Gefangener auf dem Transport von München nach Berlin in der Nähe von Halle unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Das Urteil vom 24.3.1937 lautete: zehn Jahre Zuchthaus abzüglich 22 Monate Untersuchungshaft und zehn Jahre Ehrverlust. Die Haft verbüßte er in Berlin-Plötzensee, Amberg, Kaisheim und Landsberg, wo er am 2.6.1945 entlassen wurde.

Nach seiner Befreiung war Faltner in der zweiten Jahreshälfte 1945 wieder für die Deutsche Reichsbahn tätig. Er wurde Chef der Bahnpolizei für Oberbayern.

Brief an Ehefrau Anna aus dem Gefängnis 1937 | Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalten 13365-3

Urteil des Volksgerichtshofs (Auszug) | Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalten 13365-3

Quellen

Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA EG 646.
Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als "Hochverrat" 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband, München 1994/1998, Fiches 0082f.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Faltner, Franz (publiziert am 24.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/faltner-franz-204