Békessy, János alias Hans Habe (12.2.1911 Budapest – 29.9.1977 Locarno)

Biografien
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Österreichisch-ungarischer Journalist und Schriftsteller

Wallenberg und Habe bei der Übergabe der Chefredaktion der 'Neuen Zeitung', März 1946 | Axel Springer Unternehmensarchiv

Hans Habe wuchs als János Békessy im damals österreichisch-ungarischen Budapest auf, seit 1919, nach der Flucht der Familie aus dem autoritären Horthy-Ungarn, in Wien. Durch seinen Vater, den ungarisch-jüdischstämmigen, protestantischen Journalisten und Verleger Imre Békessy (1887-1951), kam er früh in Kontakt mit dem Journalismus. Nach dem Abitur 1929 und einem abgebrochenen Germanistikstudium begann er unter dem (1955 amtlich anerkannten) Künstlernamen Hans Habe für verschiedene Zeitungen zu schreiben.

1935 bis 1939 arbeitete er als Korrespondent beim Völkerbund in Genf und veröffentlichte seine ersten Romane. Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Habe ausgebürgert. Er ging ins französische Exil und trat nach Kriegsbeginn als Freiwilliger in die französische Armee ein. 1940 geriet er in deutsche Gefangenschaft, konnte jedoch fliehen und mit seiner zweiten Frau über Spanien und Portugal in die USA emigrieren. Nach seiner Einbürgerung diente Habe seit 1942 in der US-Armee. Im Ausbildungslager Camp Ritchie in Maryland wurde er mit anderen deutschsprachigen Emigranten in psychologischer Kriegsführung geschult und auf den Einsatz in Europa vorbereitet, später war er selbst Ausbilder.

Als Nachrichtenoffizier kam Habe 1944 nach Europa, baute Radio Luxemburg als ersten freien deutschsprachigen Sender auf und war für die Herausgabe von Zeitungen im amerikanisch besetzten Teil Deutschlands zuständig. Seine erfolgreichste Gründung war die Neue Zeitung, die ab Oktober 1945 in hoher Auflage unter der Chefredaktion Habes in München erschien. Nach seinem Abschied aus der US-Armee 1946 ging Habe in die USA zurück, wo er unter anderem als Drehbuchautor in Hollywood arbeitete. 1949 kehrte er nach München zurück und übernahm die Chefredaktion der Münchner Illustrierten Zeitung, 1951 die der US-finanzierten Wochenzeitung Echo der Woche.

Als (jüdischer) Emigrant und Exponent der amerikanischen ‚Umerziehung‘, der die NS-Vergangenheit nicht ruhen ließ, wurde Habe im Nachkriegsdeutschland zum Teil heftig angegriffen, wobei auch antisemitische Töne nicht fehlten. Der US-Bürger kehrte der Bundesrepublik den Rücken und ließ sich Mitte der 1950er-Jahre in Österreich, 1960 in der Schweiz nieder. Er polarisierte die bundesdeutsche Öffentlichkeit jedoch weiterhin mit seinen Wortmeldungen, nun allerdings in der konservativen Springer-Presse. Seine zahlreichen Romane, die er teils unter Pseudonym veröffentlichte, sind heute weithin unbekannt.

Quellen

Habe, Hans: Im Jahre Null. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Presse, München 1966.
Habe, Hans: Erfahrungen, Freiburg/Br. 1973.
Habe, Hans: Leben für den Journalismus, München 1976.
Krauss, Marita: Hans Habe, Erich Friedlaender, Hermann Budzislawski – drei Zonen, drei Städte, drei Schicksale, in: Krohn, Claus-Dieter/Schildt, Axel (Hg.): Zwischen den Stühlen? Remigranten in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit, Hamburg 2002, S. 245-266.
McMurray, David M.: Conserving individual autonomy in exile. Hans Habe's struggle against totalitarism, Nashville, Tenn. 2001.
Falk, Susanne Swantje: Hans Habe. Journalist und Schriftsteller, Diss. masch. Universität Wien 2008.
Zachau, Reinhard K.: Hans Habe als Herausgeber der „Neuen Zeitung" in: Benz, Wolfgang/Neiss, Marion (Hg.): Deutsch-jüdisches Exil. Das Ende der Assimilation? Identitätsprobleme deutscher Juden in der Emigration, Berlin 1994, S. 151-164.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Habe, Hans (publiziert am 10.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/habe-hans-303