Ferdinand Karl (Carl) „Vergenia“ Hanstein (23.11.1892 Neuß – vermutlich Spätsommer/Herbst 1943 KZ Auschwitz)

Biografien
Verfasst von Sarah Grandke

Verfolgter Sinto, lebte als Händler u.a. in München

Ferdinand Hanstein, erkennungsdienstliches Foto, undatiert | BArch Berlin, Rassenhygienische Forschungsstelle, R 165/56

Der Händler Ferdinand Karl (Carl) „Verginia“ Hanstein lebte ab September 1939 in München, zuvor vermutlich in Berlin. Am 19.10.1940 heiratete er in zweiter Ehe die Textilwarenhändlerin Elisabeth „Jofie“ Janosch in München.

Beide wurden am 8.3.1943 inhaftiert und wenige Tage später unter unmenschlichen Bedingungen ins ‚ZigeunerlagerAuschwitz-Birkenau deportiert. Ihr gesamter Besitz wurde beschlagnahmt und zu Gunsten des Staates versteigert. Ferdinand Hansteins Sohn aus erster Ehe, Hans Ernst „Hansi“ Hanstein, der in Berlin lebte, wurde ebenfalls im März 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt.

Die Zustände im ‚Zigeunerlager‘ in Auschwitz-Birkenau waren katastrophal. Sauberes Wasser war wegen der zunächst fehlenden Kanalisation nicht vorhanden und auch danach Mangelware, sodass sich Krankheiten und Seuchen schnell verbreiteten. Unter diesen Bedingungen mussten die Häftlinge bei planmäßiger Unterernährung schwere Zwangsarbeit leisten. Ferdinand „Vergenia“ Hanstein starb vermutlich im Spätsommer oder Herbst 1943 im ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau. Seine Frau kam Aufzeichnungen des KZ Auschwitz zufolge am 24.6.1943 durch Flecktyphus ums Leben. Zur Vertuschung der verheerenden Bedingungen in den Konzentrationslagern fälschte die SS jedoch oft Angaben der Todesursache sowie die Sterbedaten.
Im August 1944 wurde der Sohn Hans Hanstein ins KZ Buchenwald verschleppt, wo er bei einer Selektion als „bis auf weiteres nicht transportfähig“ befunden wurde. Nach Angaben des KZ Buchenwald starb Hans Hanstein am 7.11.1944 im Häftlingskrankenbau.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, Personenkartei R165/3.
Archiv des Internationalen Suchdienstes Bad Arolsen, Korrespondenzakte T/D 117979.
Staatsarchiv München, Wiedergutmachungsakte Az, WBI-a62961-JR 1884 (Ferdinand Hanstein); WBI-N 5636 (Elisabeth Hanstein).
Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau Oświęcim, Sterbeurkunde Elisabeth Hanstein/akt zgonu 23975/1943.
Gedenkstätte Buchenwald Weimar, Anfrage zu Hans Ernst Hanstein vom 2.4.2014.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Hanstein, Ferdinand Karl (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/hanstein-ferdinand-karl-308