Eduard „Straube(rle)“ Herzenberger (23.1.1924 Ingolstadt – 26.3.1943 Gefängnis München-Stadelheim)

Biografien
Verfasst von Sarah Grandke

Jugendlicher Sinto aus München

Eduard Herzenberger (hintere Reihe, 4. v. l.) mit Familienangehörigen, um 1938 | Privatbesitz Inge Höllenreiner

Eduard Herzenberger stammte aus einer Fuhrunternehmer- und Musikerfamilie. Ab Mitte der 1930er-Jahre lebten die Eltern und ihre fünf Kinder in Salzburg. Eduard war der älteste Sohn. Er träumte von einer Tätigkeit bei der Marine und meldete sich mehrmals freiwillig. Vor allem aufgrund seines jungen Alters wurde er jedoch nicht aufgenommen. Etwa 1940 zog die Familie nach München, wo Eduard als Hilfsarbeiter tätig war. Ab 1940 fiel der 16-Jährige wegen kleinerer Delikte polizeilich auf. Im Mai 1942 häuften sich die Streitigkeiten mit seinen Eltern, da er immer seltener zur Arbeit ging. Eduard verließ die elterliche Wohnung und versteckte sich im Wald. In den folgenden Monaten brach er einige Male in Wohnhäuser im Münchner Süden ein, um Nahrungsmittel und auch Wertgegenstände für seinen Lebensunterhalt zu beschaffen.

Am 5.9.1942 wurde Eduard Herzenberger verhaftet. Schon vor Prozessbeginn war der Jugendliche vorverurteilt. In den Prozessakten wird er als „Volksschädling“ bezeichnet, dem das „Unstete und Asoziale“ schon allein aufgrund seiner Herkunft im Blut liege. Im Urteil des Sondergerichts München vom November 1942 gegen ihn hieß es: „Gegenüber der vom Angeklagten ausgehenden Gemeingefahr kann seine Jugend keine entscheidende Rolle spielen. […] Der Schutz der Volksgemeinschaft steht im gegebenen Fall im Vordergrund. Unter diesem Gesichtspunkt hielt es das Gericht als Sühne und zur Abschreckung für notwendig, auf die schwerste Strafe, die das Gericht vorsieht, nämlich die Todesstrafe, zu erkennen“ (StAM, JVA München 416).

Ein Begnadigungsgesuch wurde abgelehnt. Herzenberger wurde am 26.3.1943 im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Mehrere Münchner Zeitungen berichteten über die Vollstreckung des Todesurteils. Daneben gaben mehr als 400 in München verteilte Plakate die Hinrichtung bekannt.

Quellen

Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 11161 und JVA München 416.
Eiber, Ludwig: „Ich wußte, es wird schlimm“. Die Verfolgung der Sinti und Roma in München 1933-1945, München 1993.
Krumwiede, Agnes: Erbarmungslos, in: Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt (Hg.), „Unsere Menschen“. Sinti und Roma vor, während und nach der NS-Verfolgung, Begleitband zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 22.Oktober 2023 bis 17. März 2024, Ingolstadt 2023, S. 150-163.


Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Herzenberger, Eduard (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/herzenberger-eduard-334