Anna Mäusle (14.5.1905 München – 19.9.1983 München)

Biografien
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Sympathisantin der KPD, versteckte den Parteiführer Hans Beimler nach dessen Flucht aus dem KZ Dachau in ihrer Wohnung

Anna Lindner erlernte das Friseurhandwerk und arbeitete dann in verschiedenen Friseurgeschäften sowie – während der Wirtschaftskrise – als Hilfsarbeiterin. 1931 heiratete sie den Polizisten Fritz Mäusle, der zunächst bei der Landespolizei, dann im Gefängnis Stadelheim und bei der Münchner Stadtverwaltung tätig war.

Anna Mäusle war bereits früh politisch interessiert, organisierte sich in der Gewerkschaft und besuchte Fortbildungsveranstaltungen. Anfang der 1930er-Jahre bemühte sie sich um Aufnahme in die KPD, wurde aber nicht offiziell als Mitglied geführt, sondern dazu ausersehen, der Partei als unverdächtige Kontaktperson zu helfen. Das war dann Mitte Mai 1933 der Fall, als die Familie Mäusle einwilligte, den eben erst aus dem KZ Dachau entflohenen KPD-Reichstagsabgeordneten Hans Beimler in ihrer Wohnung in der Auenstraße aufzunehmen und den völlig Entkräfteten drei Wochen lang zu versorgen – ein großes persönliches Risiko, denn nach Beimler wurde intensiv gefahndet. Anschließend begleitete das Ehepaar ihn noch zusammen mit Genoss*innen im PKW bis nach Stuttgart, von wo aus die weitere Flucht organisiert wurde.

Die Mitwirkung der Familie Mäusle blieb lange Zeit unentdeckt. Anna Mäusle wurde dann aber wegen ihrer Unterstützung für Beimler am 13.10.1941 verhaftet und in einem Prozess am 11.9.1942 wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt, die sie in Haftanstalten Rothenfeld bei Andechs und Landshut bis zum 4.6.1944 verbüßte.

Ihr Mann Fritz, der 1940 zum Militär eingezogen worden war, wurde in der gleichen Sache 1942 für vier Monate in Untersuchungshaft gehalten, das Verfahren dann aber bis nach Kriegsende verschoben.
Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft führten beide ein kleines Transportgeschäft weiter, das Anna Mäusle bereits seit März 1941 aufgebaut hatte.

Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, BEG 11347.
Staatsarchiv München, Spruchkammer 1102 (Fritz Mäusle).
Mühldorfer, Friedbert (Hg.): Hans Beimler. Im Mörderlager Dachau, 3. Aufl., Köln 2022.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Mäusle, Anna (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/maeusle-anna-537