Erna Neuburger (26.12.1898 Lichtenfels / Main – 25.11.1941 Kaunas / Litauen)

Biografien
Verfasst von Edith Raim

Verfolgte und ermordete Münchner Jüdin

Erna Neuburger (1898-1941) | Stadtarchiv München, KK-Do-295

Erna Zenner wurde in Oberfranken geboren und heiratete 1924 Hans Heinrich Neuburger aus München, der Handelsvertreter für eine Thüringer Messer- und Stahlwarenfabrik war und eine Provisionsvertretung für Fußmatten hatte. Der Ehe entstammten zwei Töchter: Hella Anneliese, die 1926 in Nürnberg geboren wurde, und Ruth Emma, die einen Tag nach ihrer Geburt 1937 starb. 1926 zog die Familie nach München und wohnte zunächst in der Giselastraße 18 im Erdgeschoss, anschließend seit 1934 in der Isabellastraße 13 im ersten Stock.

Gerade jüdische Vertreter*innen büßten schon früh ihren Lebensunterhalt ein, weil sich die nichtjüdische Kundschaft zunehmend von ihnen abwandte. 1940 wurde Hans Heinrich Neuburger zur Zwangsarbeit in einem Gartenbaubetrieb verpflichtet. Wie viele jüdische Frauen musste Erna Neuburger versuchen, zum Verdienst der Familie beizutragen. Seit August 1935 betrieb sie in der Isabellastraße 13 eine Zimmervermietung für Dauermieter, wo sie vier Zimmer vermietete, bis sie im September 1941 zur Aufgabe gezwungen wurde. In einem Denunziationsbrief vom Juni 1941 wurde wahrheitswidrig behauptet, sie führe eine Pension mit 10 Personen.

Als auch die Einkünfte aus der Zimmervermietung wegbrachen, war die Familie auf die Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde und von im Ausland lebenden Verwandten angewiesen. Verzweifelt versuchte das völlig verarmte Ehepaar Hans Heinrich und Erna Neuburger in der desolaten Situation, die Emigration voranzutreiben. Ihre Tochter Hella wollten sie mit einem Kindertransport ins sichere Großbritannien schicken, doch dies scheiterte ebenso wie die Bemühungen, in die USA oder nach Bolivien zu emigrieren. Ab dem 29.9.1941 musste die Familie Neuburger zwangsweise Quartier im Barackenlager Knorrstraße 148 nehmen. Die gesamte Familie wurde am 20.11.1941 aus München deportiert und fünf Tage später in Kaunas ermordet.

Quellen

Macek, Ilse (Hg.): Ausgegrenzt - entrechtet - deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933 bis 1945, München 2008.
Stadtarchiv München (Hg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, Bd.2, München 2007.
Strnad, Maximilian: Zwischenstation “Judensiedlung”. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945, München 2011.

Empfohlene Zitierweise

Edith Raim: Neuburger, Erna (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/neuburger-erna-591