NSDAP-Ortsgruppen München

Organisationen
Verfasst von Andreas Eichmüller

Territoriale Gliederungen der NSDAP auf Ortsebene

Map of "Ortsgruppen " (local groups) of the NSDAP in Munich 1942 | NS-Dokumentationszentrum München

Die Ortsgruppe war in der NS-Zeit die kleinste mit einer eigenen Verwaltung ausgestattete regionale Organisationseinheit der NSDAP. In München bestand zunächst nur eine einzige, in mehrere Sektionen untergliederte Ortsgruppe. Infolge steigender Mitgliederzahlen der Partei wuchs die Zahl der Ortsgruppen in der Stadt 1929 auf neun und 1930 auf 25. Mit der grundlegenden Organisationsreform der NSDAP 1932 bildete sich die fürderhin geltende hierarchische regionale Gliederung der Partei in Gaue, Kreise und Ortsgruppen heraus. Die Ortsgruppen unterstanden dabei direkt den Kreisleitungen, die Kreisleiter bestimmten die Ortsgruppenleiter.

Der rasante Mitgliederzuwachs nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ließ auch die Zahl der NSDAP-Ortsgruppen im Stadtgebiet weiter ansteigen, zunächst von 39 Mitte des Jahres 1933 auf 74 im Jahr 1937. Bis 1942 erfolgte dann eine weiterere Zunahme auf 93, nunmehr inklusive der acht Ortsgruppen aus den 1938 eingemeindeten Gebieten. Der Zuständigkeitsbereich der Ortsgruppen deckte sich in der Regel mit den Gemeinde- oder in größeren Städten den Stadtteilgrenzen.

Sie bildeten den strukturellen Schwerpunkt zur Durchsetzung und Sicherung der NS-Diktatur an der Basis. Sie hatten dabei zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen: die Integration der Parteimitglieder und die Überwachung der Bevölkerung. Zu diesem Zweck verfügten die Ortsgruppen über eine Schar von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und ein kleinräumig geknüpftes Netz von Parteizellen, Blöcken und Hausgruppen. Die Zellen- und Blockleiter (auch Blockwarte genannt) registrierten die Spendenwillligkeit, meldeten verdächtige Äußerungen und gaben Auskünfte, die für das berufliche Fortkommen oder für den Erhalt von Hilfen von erheblicher Bedeutung sein konnten. Auch bei der Verfolgung der Juden und der Diskriminierung der Zwangsarbeiter*innen leistete dieses Parteinetzwerk vor Ort tatkräftige Unterstützung.



Quellen

Staatsarchiv München, NSDAP 238.
Organisationsbuch der NSDAP. Hg.: Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, 3. Aufl., München 1937.
Reibel, Carl-Wilhelm: Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, Paderborn 2002.
Rösch, Mathias: Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik, München 2002.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: NSDAP-Ortsgruppen München (publiziert am 21.12.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/nsdap-ortsgruppen-muenchen-618