Lorenz Raab (30.3.1887 Hintlaber bei Rottenburg an der Laaber – 17.5.1977 München)

Biografien
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgter Zeuge Jehovas

Lorenz Raab heiratete 1921 und ließ sich als Bibelforscher taufen, nachdem er aus der katholischen Kirche ausgetreten war. Seine Frau Walburga schloss sich ebenfalls den Bibelforschern an. Am 8. Januar 1937 wurde der Vater von drei Kindern wegen Verweigerung des „Deutschen Grußes“ aus dem Dienst bei der Reichsbahn entlassen. Der Hilfsschaffner war zwanzig Jahre für die Reichsbahn tätig gewesen. Im April 1937 wurde er verhaftet und am 10. Juni 1937 zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Lorenz Raab hatte an Bibelbesprechungen teilgenommen, Geld für die Unterstützungskasse „Gute Hoffnung“ gespendet, die Zeitschrift „Wachtturm“ bezogen und gegen das NS-Regime gerichtete Protestschriften der Zeugen Jehovas verbreitet. Als straferschwerend wurde bewertet, dass Raab durch das Verteilen von Protestflugblättern gegen die ihm als Staatsbeamten obliegende Treuepflicht gegen Führer und Staat verstoßen habe.

Auch Walburga Raab wurde von der Gestapo verhört und kurz inhaftiert. Gegen Ende des Krieges verlor die Familie infolge von Fliegerangriffen ihre Wohnung. Nach dem Krieg engagierte sich Lorenz Raab zunächst weiter als Zeuge Jehovas; soweit bekannt, zog er sich später von der Glaubensgemeinschaft zurück.

Quellen

Staatsarchiv München, StAnw 8596.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Raab, Lorenz (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/raab-lorenz-665