Maria (Marie) Reichard (18.7.1892 München – ?)

Biografien
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgte Zeugin Jehovas

Maria Reichard, um 1945 | BayHStA, LEA 29619

Die Graviererin arbeitete bis zur Geburt ihres vierten Kindes bei der Firma Deckel in München. Bevor sich Maria Reichard 1925 als Bibelforscherin taufen ließ, hatte sie sich für die SPD eingesetzt. 1937 wurde die mit einem Mechaniker verheiratete Frau inhaftiert und wegen ihrer Betätigung für die Zeugen Jehovas angeklagt. Am 7. September 1937 verurteilte sie das Sondergericht München zu sieben Monaten Gefängnis. Sie hatte von 1934 bis 1937 Bibelkreise geleitet und Geldspenden für die Unterstützungskasse „Gute Hoffnung“ entgegengenommen. Darüber hinaus war sie an der Verbreitung des Protestflugblatts „Resolution“ beteiligt: Sie versorgte die Mitglieder ihres Bibelkreises mit Flugblättern und verteilte diese auch selbst.

Am 3. Dezember 1942 wurde Reichard erneut festgenommen und am 10. Februar 1944 vom Oberlandesgericht München zu elf Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie die „wehrfeindliche Ziele unterstützende“ Bibelforscher-Vereinigung gefördert habe. Dabei wurde keine Rücksicht darauf genommen, dass einer ihrer Söhne am 12. Januar 1942 gefallen war und ein weiterer gerade an der Ostfront stand.

Maria Reichard überlebte die NS-Zeit. 1955 starb ihr Mann. Über ihr Leben in der Zeit danach liegen keine Informationen vor.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 29619.
Staatsarchiv München, StAnw 3434 und 9143.




Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Reichard, Maria (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/reichard-maria-673