Reichsstatthalter in Bayern

Organisationen
Verfasst von Katja Klee

Neuer Behördentypus der Nationalsozialisten

Im Zuge der sogenannten Gleichschaltung wurde Franz Xaver von Epp am 12.4.1933 von Reichspräsident Hindenburg zum Reichsstatthalter in Bayern ernannt. Mit dem neu geschaffenen Behördentypus an der Schnittstelle zwischen Reich und Ländern war der Auftrag verbunden, die Politik der Reichsregierung in den Ländern durchzusetzen. Es handelte sich also um eine Reichsbehörde, die zunächst mit einigen Vollzugsaufgaben wie der Ernennung und Entlassung des Ministerpräsidenten, dem Recht zur Auflösung des Landtags, der Ausfertigung und Verkündung der Landesgesetze und der Ausübung des Begnadigungsrechtes ausgestattet war.

Die Diensträume des Reichsstatthalters waren einige Monate im Prinz-Carl-Palais in München untergebracht, zwischen Englischem Garten und Hofgarten. Anfang August 1933 zog die Behörde mit ihren 17 Mitarbeitenden in das Gebäude der ehemaligen Preußischen Gesandtschaft in der Prinzregentenstraße 7 um.

De facto landete Epp, dessen Popularität den Nationalsozialisten auf dem Weg zur Macht und insbesondere bei der Machtübernahme in München am 9.3.1933 äußerst nützlich gewesen war, bald auf dem politischen Abstellgleis. Als einziger Reichsstatthalter war Epp nicht gleichzeitig Gauleiter und hatte es in seinem großen Amtsbereich mit mehreren starken Persönlichkeiten aus der NSDAP wie Adolf Wagner oder Josef Bürckel zu tun, gegen die er sich nicht durchsetzen konnte. Mit der Vollendung der Gleichschaltung der Länder und der Auflösung der Landtage im Januar 1935 verlor das Amt des Reichsstatthalters zudem seine originäre Aufgabe und wurde auf bloße Mitwirkungsbefugnisse reduziert. Epp, der sich immer wieder um neue Kompetenzen bemühte, dabei aber erfolglos blieb, verlegte seine Aktivitäten schließlich vor allem auf repräsentative Aufgaben. Auch bei der Berufung der Reichsverteidigungskommissare zu Kriegsbeginn ging Epp leer aus.

Sein Mitarbeiter Günther Caracciola-Delbrück versuchte, ihn im April 1945 für die Freiheitsaktion Bayern zu gewinnen, was Epp aber ablehnte. Epp wurde 1945 von US-Soldaten verhaftet und starb 1947. In das ehemalige Amtsgebäude der Reichsstatthalterei zog nach der Landtagswahl 1946 die bayerische Staatskanzlei ein.

Quellen

Grau, Bernhard: Der Reichsstatthalter in Bayern: Schnittstelle zwischen Reich und Land, in: Rumschöttel, Hermann/Ziegler, Walter: Staat und Gaue in der NS-Zeit. Bayern 1933-1945, München 2004, S. 129-169.
Haerendel, Ulrike/Ott, Bernadette: München – „Hauptstadt der Bewegung“. Ausstellungskatalog Münchner Stadtmuseum, München 1993.

Empfohlene Zitierweise

Katja Klee: Reichsstatthalter in Bayern (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/reichsstatthalter-in-bayern-692