Fritz Schäffer (12.4.1888 München – 29.3.1967 Berchtesgaden)

Biografien
Verfasst von Edith Raim

BVP-Vorsitzender, Bundesfinanzminister

Fritz Schäffer, ca. 1950er Jahre | SZ Photo, Nr. 565984

Schäffer wurde als Sohn eines Postbeamten in München geboren und erhielt eine humanistische Bildung an Gymnasien in Neuburg an der Donau und München. Nach der Reifeprüfung studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München und legte 1911 das erste und 1916 das zweite juristische Staatsexamen ab. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde im Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment und im Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment ‚König Friedrich August von Sachsen‘ eingesetzt. 1917 wurde er als untauglich entlassen und kehrte in den Justizdienst zurück.

Er arbeitete im bayerischen Innenministerium und im Ministerium für Unterricht und Kultus. Schäffer war von 1918 bis 1933 Mitglied der Bayerischen Volkspartei, die er von 1920 bis 1933 im Bayerischen Landtag vertrat und ab 1929 als Vorsitzender führte. Nach Beginn der NS-Herrschaft wurde er als Beamter entlassen und knapp zwei Wochen lang inhaftiert, obwohl er als Politiker immer wieder Koalitionen mit der NSDAP erwogen hatte. Anschließend arbeitete er als Rechtsanwalt. In der Folge des Attentats auf Hitler vom 20.7.1944 wurde er im Rahmen einer größeren Verhaftungswelle erneut festgenommen und war eineinhalb Monate im KZ Dachau inhaftiert.

Schäffer zählte 1945 zu den Mitbegründern der CSU, deren Vorsitzender er in München wurde. Schäffer wurde auf Vorschlag von Kardinal Faulhaber 1945 von den Amerikanern als erster Bayerischer Ministerpräsident eingesetzt und amtierte vom 28.5.1945 bis 28.9.1945. In Personalunion war er auch Finanzminister. Bei der amerikanischen Militärregierung wegen mangelnder Entnazifizierung des öffentlichen Dienstes in Ungnade gefallen, wurde ihm in den Jahren 1946 bis 1948 jegliche politische Tätigkeit verboten.

1948 wurde er Vorsitzender der CSU von Oberbayern, trat aber wegen innerparteilichen Streitigkeiten im September 1948 aus der Partei aus. Als eine von Schäffer betriebene Annäherung an die Bayernpartei scheiterte – Schäffer hatte sogar den Beitritt des CSU-Bezirksverbandes Oberbayern zur Bayernpartei erwogen – trat er 1949 wieder in die CSU ein.

Von 1949 bis 1961 gehörte er dem Bundestag als Direktabgeordneter des Wahlkreises Passau an. Von 1949 bis 1957 war er Finanzminister unter Bundeskanzler Konrad Adenauer und profilierte sich durch eine eiserne Sparpolitik. Strittig war dabei vor allem seine dilatorische Behandlung der Versorgung der NS-Opfer im Rahmen der ‚Wiedergutmachung‘, während Renten und Pensionen für Bedienstete des NS-Staates aus Steuergeldern deutlich schneller flossen. Von 1957 bis 1961 war er Justizminister der Bundesrepublik Deutschland und zog sich anschließend aus der Politik zurück.

Quellen

Altendorfer, Otto: Fritz Schäffer als Politiker der Bayerischen Volkspartei 1888-1945, München 1993.
Gelberg, Karl-Ulrich: Fritz Schäffer, in: biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 8, 1994, Sp. 1548-1559.
Henzler, Christoph: Fritz Schäffer 1945-1967. Eine biographische Studie zum ersten bayerischen Nachkriegs-Ministerpräsidenten und ersten Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland, München 1994.
Menges, Fritz: Schäffer, Fritz, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 22, 2005, S. 516-518, online: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118748297.html (zuletzt aufgerufen am 30.1.12024).

Empfohlene Zitierweise

Edith Raim: Schäffer, Fritz (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/schaeffer-fritz-732