Wittelsbacher Palais

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Verfasst von Joachim Schröder

Sitz der Münchner Gestapo (1933-1944)

Wittelsbacher Palais, Aufnahme von 1940 | Stadtarchiv München, Stb-0340

Von Oktober 1933 bis zum Sommer 1944 befanden sich im Wittelsbacher Palais an der Brienner Str. 50 die Diensträume und das Hausgefängnis der Münchner Geheimen Staatspolizei, kurz: Gestapo. Das zwischen 1843 und 1848 im Auftrage Ludwigs I. erbaute Palais blickte auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Von 1887 bis 1918 war es Wohnstätte des letzten bayerischen Königs Ludwig III. Am 7.4.1919 wurde hier die Räterepublik ausgerufen, danach nahm der Vollzugsrat der kommunistischen Räterepublik hier seinen Sitz. In den 1920er-Jahren beherbergte das Gebäude verschiedene staatliche Einrichtungen. Als nach der Herauslösung der „politischen Abteilung“ aus der Münchner Polizeidirektion deren Diensträume an der Ettstraße zu beengt wurden, bezog sie im Oktober 1933 – mittlerweile unter der Bezeichnung „Bayerische Politische Polizei“ – das Wittelsbacher Palais, das in den kommenden Jahren zum berüchtigten Synonym des NS-Terrors in München wurde. Im April/Mai 1944 durch einen Luftangriff zerstört, verlegte die Gestapo ihren Sitz in die Polizeikaserne an der Dietlindenstraße 32/34. Auf dem Gelände des Wittelsbacher Palais richtete die Gestapo Mitte 1944 ein Außenlager des KZ Dachau ein. Mehrfach fanden während des Krieges Exekutionen auf dem Gelände statt.

1950 wurden die Ruinen des Gebäudes abgerissen, 1964 auch das weitgehend erhalten gebliebene Gestapo-Gefängnis. Seit 1982 befindet sich auf dem Gelände der Hauptsitz der Bayerischen Landesbank. 1984 wurde eine unscheinbare Gedenktafel an der Fassade des Gebäudes angebracht, 2012 eine Dokumentation und eine Installation zur Geschichte des Hauses im Foyer eingerichtet.

Quellen

Bäumler, Klaus: Denkmal-Moral und Denkmal-Politik in München: das Wittelsbacher Palais: ein Beispiel, München 2007.
Steiner, Ulrike: Wittelsbacher Palais, in: Winfried Nerdinger (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg u.a. 2006, S. 86.
Zarusky, Jürgen: Wo Heinrich Himmlers Macht begann. Die Münchener Gestapo-Zentrale im Wittelsbacher Palais, in: Stimmen der Zeit, 230, 11, 2012, S. 747-754.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Wittelsbacher Palais (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/wittelsbacher-palais-897