Josef A. (1940 München – 1941 Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar)

Josef A. (Pseudonym) war das einzige Kind in der Familie eines Hilfsschlossers. Seit seinem dritten Lebenstag wurde er von Anfällen geplagt und kam deshalb in die Haunersche Kinderklinik. Von dort wurde er mit unbekanntem Datum wieder nach Hause entlassen.

Am 24.5.1941 wandten sich seine Eltern in ihrer Not vertrauensvoll an den „Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“, die nationalsozialistischen Tarnorganisation für die ‚Kindereuthanasie‘ und baten mit diesen Worten um Behandlung:
„Wir haben einen Jungen, der nach den Aussagen der Ärzte sich sein Leiden bei der Geburt zugezogen hat (haben soll), da weder in der Familie meiner Frau, noch in meiner ein ähnlicher Fall vorliegt - noch gelegen ist. Das Kind ist jetzt ein Jahr alt - kann weder stehen, noch sitzen, noch irgend etwas halten, nimmt von nichts Notiz, wenn man sich mit ihm unterhält. Hat so furchtbare Anfälle wobei er oft grell aufschreit und so schmerzliche Zuckungen macht. Waren mit ihm öfter im Haunerschen Kinderspital [...]. Bekamen erschütternde Nachricht, dass sein Leiden unheilbar ist, er hat Blut im Hirn, welches man auf operativen Wege nicht entfernen kann. Unsere Trostlosigkeit als Eltern können Sie sich nicht vorstellen, da meine Frau nicht mehr die jüngste und er unser einziges Kind ist. Nun wenden wir uns vertrauensvoll an Sie, mit der Bitte, ob Sie unseren Jungen nicht in Behandlung und zur Beobachtung nehmen wollen. Vielleicht ist ihm doch noch zu helfen oder sein Zustand zu erleichtern“ (BAObb, EH, Patientenakten Nr. 526).

Josef A. wurde am 10.6.1941 in der ‚Kinderfachabteilung‘ der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar aufgenommen. Im Juli 1941 starb er, typisch für überdosierte Medikamente, an einer Lungenentzündung.