Maria A. (1904 – 1940 Tötungsanstalt Grafeneck)

Biographies
Verfasst von Sibylle von Tiedemann

Klosterschwester, Opfer der NS-“Euthanasie“

Maria A. war das zweite von drei Kindern in der Familie eines Brauereimitarbeiters. Als Kind war sie ruhig und brav. Im Gasteigspital arbeitete sie als Dienstmädchen und war später im Schwabinger Krankenhaus im Waschhaus beschäftigt. Zwischen ihrem 19. und 21. Lebensjahr war Maria A. im Kloster zum guten Hirten, wo sie Schwester werden wollte. Auffällig wurde sie, als sie eine Prüfung ablegen sollte: Sie wurde aufgeregt und gab an, sie habe Stimmen gehört, die ihr das Essen und auch die heilige Kommunion verboten hätten. Ihre Eltern nahmen sie daraufhin nach Hause. Als sich auch dort ihr Zustand nicht besserte, wurde sie in die Psychiatrische Nervenklinik in der Nußbaumstraße gebracht und von dort für sechs Monate in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar eingewiesen.

Im April 1927 wurde Maria A. im gebesserten Zustand wieder nach Hause entlassen. Sie begann zu sticken und hielt lange Zwiegespräche mit den Stimmen, die sie hörte. Da es ihr immer schlechter ging, wurde sie am 11.4.1929 zum zweiten Mal in die Psychiatrische Nervenklinik in der Nußbaumstraße eingewiesen und erneut nach Eglfing-Haar gebracht. Aus der anfangs ruhigen Frau, die keine Antwort gab, wurde im Laufe der Jahre eine zunehmend gewalttätige Patientin, die als wenig zugänglich beschrieben wurde. Zuletzt leistete sie nur Zupfarbeit, wie in der Krankengeschichte vermerkt ist. Am 6.2.1940 wurde Maria A. mit 46 anderen Frauen in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert und dort mit Kohlenmonoxid ermordet.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, R 179/20820.

Empfohlene Zitierweise

Sibylle von Tiedemann: A., Maria (publiziert am 15.12.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/a-maria-5