Akademie der Bildenden Künste

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Verfasst von Elisabeth Kraus

Kunst und Kunstvermittlung im Dienst des Nationalsozialismus

Akademie der Bildenden Künste, 1910 | StadtAM, Pett2-1899

Die 1808 gegründete „Königliche Akademie der Bildenden Künste München“, eine der bedeutendsten und ältesten Kunstakademien Deutschlands, erlebte in der Prinzregentenzeit (1886-1912) eine glanzvolle Periode. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschten in der Akademie allerdings eher antimodernistische und konservative Kunstauffassungen vor, während neuen künstlerischen Ideen enge Grenzen gesetzt wurden. 1886 bezog sie den palastartigen Neubau mit großzügigem Gartenpark, in dem sie auch heute noch ihren Sitz hat. Mit dem Ersten Weltkrieg verlor die Akademie an Bedeutung, weil sie die Provinzialisierung der einstigen (Kunst-)Metropole München förderte, indem sie die internationale Offenheit ablegte und sich an den aufkommenden nationalistischen Strömungen orientierte. Diese personifizierte der Architekt German Bestelmeyer, Präsident der Akademie von 1924 bis zu seinem Tod 1942, Mitglied der NSDAP seit 1933 und des „Kampfbunds für deutsche Kultur“, der die Akademie in den Dienst der nationalsozialistischen Kunstpolitik stellte. Bereits im Frühjahr 1933 ernannte die Akademie Hitler zu ihrem Ehrenmitglied. In den Folgejahren wurden NS-affine Künstler*innen wie der Maler Adolf Ziegler und der Bildhauer Josef Thorak an die Akademie berufen, „nicht-arisches“ und unbotmäßiges Lehr-Personal wie der spätexpressionistische Maler Karl Caspar hingegen entlassen. Er hatte sich 1933 geweigert, den gegen Thomas Mann gerichteten „Protest der Richard-Wagner-Stadt München“ zu unterschreiben. Zudem hingen drei seiner Bilder in der von Ziegler verantworteten Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937. Demgegenüber waren dreizehn Akademie-Professoren mit ihren Werken in der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im „Haus der Deutschen Kunst“ vertreten. Nach Kriegsende tat sich die Akademie mit der Entnazifizierung besonders schwer. Zwar wurden etliche NS-nahes Lehrpersonal entlassen, einige davon aber nach gewisser Zeit wieder eingestellt. So lehrte der zur NS-Kulturprominenz zählende Hermann Kaspar, der 1937 den Festumzug zum „Tag der Deutschen Kunst“ ausgerichtet hatte und ein Jahr später an die Akademie berufen worden war, nach kurzer Unterbrechung von 1946 bis 1972 wieder an ihr.

Quellen

Gerhart, Nikolaus (Hg.): 200 Jahre Akademie der Bildenden Künste München, München 2008.
Joos, Birgit: Zu den Studentenunruhen von 1968, in: Ruppert, Wolfgang/Fuhrmeister, Christian (Hg.): Zwischen deutscher Kunst und internationaler Modernität. Formen der Künstlerausbildung 1918 bis 1968, Weimar 2007, S. 81-102.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Akademie der Bildenden Künste (publiziert am 11.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/akademie-der-bildenden-kuenste-10