Antikomintern

Organizations
Verfasst von Joachim Schröder

Nationalsozialistischer Verband zur Bekämpfung des Kommunismus

Der ‚Gesamtverband antikommunistischer Vereinigungen‘ – kurz: Antikomintern – wurde im Oktober 1933 gegründet, ihr Vorsitzender war Adolf Ehrt, ein erfahrener ‚antibolschewistischer‘ Propagandist, der seit 1931 der NSDAP angehörte. Der Verband wurde vollständig vom Reichspropagandaministerium finanziert, das eine eigene, gleichnamige Abteilung unterhielt, die von dem promovierten Juristen Eberhard Taubert geleitet wurde.

Hauptaufgabe der Antikomintern war die Propagandatätigkeit gegen die internationale kommunistische Bewegung. Über den hauseigenen Nibelungen-Verlag (Berlin/Leipzig), verbreitete sie in zahlreichen Schriften und in hoher Auflage den wirkungsmächtigen Propagandamythos vom ‚jüdischen Bolschewismus‘. Sie wirkte zentral an den großen Propaganda-Ausstellungen mit, wie etwa die Große antibolschewistische Schau oder Der ewige Jude, gab die Contra-Komintern als eigene Zeitschrift heraus und kooperierte mit dem ‚Institut zur Erforschung der Judenfrage‘ in Frankfurt am Main. Ihren Sitz hatte die Antikomintern im Gebäude des 1933 beschlagnahmten, von Magnus Hirschfeld geleiteten Instituts für Sexualwissenschaft in Berlin.

Quellen

Friedel, Mathias: Der Volksbund für Frieden und Freiheit (VFF). Eine Teiluntersuchung über westdeutsche antikommunistische Propaganda im Kalten Krieg und deren Wurzeln im Nationalsozialismus, St. Augustin 2001.
Körner, Klaus: Von der antibolschewistischen zur antisowjetischen Propaganda: Dr. Eberhard Taubert, in: Sywottek, Arnold (Hg.): Der Kalte Krieg - Vorspiel zum Frieden?, Münster u.a. 1994, S. 54-68.
Körner, Klaus: Eberhard Taubert und der Nibelungen-Verlag, in: Berlinische Monatsschrift, 8, 1997, S. 44-52.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Antikomintern (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/antikomintern-27