Erwein von Aretin, (19.9.1887 Bad Kissingen – 25.2.1952 München)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Katholisch-konservativer Journalist, Vorsitzender des Bayerischen Heimat- und Königsbundes

Erwein von Aretin (1887-1952), Aufnahme von 1949 | SZ Photo/Fosch, 00076943

Erwein von Aretin stammte aus einem bayerischen Adelsgeschlecht. Nach seinem Astronomie- und Kunstgeschichtsstudium arbeitete er zunächst einige Jahre in Wien an einer Sternwarte, bevor er Anfang der 1920er-Jahre in die Münchner Zeitungsbranche wechselte.

Der katholisch-konservative Journalist und Monarchist schrieb seit 1924 im Innenressort für die Münchner Neuesten Nachrichten, der damals auflagenstärksten Zeitung in Süddeutschland. Als Vorsitzender des Bayerischen Heimat- und Königsbundes pflegte er enge Kontakte zum Thronprätendenten Rupprecht von Bayern und forderte auch in den Süddeutschen Monatsheften die Einbindung eines Königreichs Bayern in das Deutsche Reich. Entschieden monarchistische Positionen veröffentlichte er 1924 in der Schrift Das bayerische Problem, bediente damit aber auch antisemitische Ressentiments (z.B. „Die Schöpfer der Münchner Revolution waren keine einheimischen Gewerkschaftsführer, sondern Juden aus Galizien, Moskau und Petersburg ...“, Das bayerische Problem, S. 14).

Gleichzeitig warnte von Aretin seit 1927 vor der Gefahr der nationalsozialistischen Partei und vertrat seit 1932 zunehmend den ‚Königsgedanken‘ als Alternative zu einer nationalsozialistischen Machtübernahme. Seine kritische Haltung gegenüber der NSDAP hatte für ihn im März 1933 die ‚Schutzhaft‘ in verschiedenen Haftanstalten und dann im KZ Dachau zur Folge. Nach seiner Entlassung im März 1934 lebte von Aretin zurückgezogen im Schwarzwald, nachdem die Nationalsozialisten ihn mit Schreib- und Aufenthaltsverbot in Bayern belegt hatten.

Nach Kriegsende kehrte er nach München zurück, nahm seine publizistische Tätigkeit wieder auf und engagierte sich in der konservativen Bayernpartei. 1949 veröffentlichte von Aretin eine viel beachtete Biographie von Fritz Gerlich, mit dem er zeitweise zusammen inhaftiert gewesen war.

Quellen

Aretin, Erwein von: Krone und Ketten, Erinnerungen eines bayerischen Edelmannes, hg. von Karl Buchheim/Karl Otmar von Aretin, München 1955.
Aretin, Erwein von: Gerlich, Fritz Michael - Ein Martyrer unserer Tage, München 1949.
Aretin, Karl Otmar Freiherr von: „Aretin, Erwein Freiherr von“, in: Neue Deutsche Biographie, 1, 1953, S. 346 f. URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn118650025.html (zuletzt aufgerufen am 30.1.2024).
Langer, Peter: Paul Reusch und die Gleichschaltung der „Münchner Neuesten Nachrichten“ 1933, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 2005, H. 2, S. 203-240.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Aretin, Erwein von (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/aretin-erwein-von-34