Rudolf Aschenauer (21.12.1913 Regensburg – 28.1.1983 Nürnberg)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

NS-Strafverteidiger, Publizist, Vorsitzender der „Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.“

Rudolf Aschenauer (r.) bei einer Pressekonferenz der Vorläuferorganisation der ‚Stillen Hilfe‘ in München, 15.1.1951 | ullstein bild/dpa, 00214952

Der Sohn eines katholischen Reichsbahnwerkmeisters studierte ab 1934 in München Jura. 1938 trat er der NSDAP bei und diente bis zu seinem Parteiaustritt 1941 als Blockhelfer. Daneben war er seit 1939 für das Reichspropagandaamt München-Oberbayern und den Verein für das Deutschtum im Ausland tätig. Nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen leistete er 1941 bis 1945 Kriegsdienst.

Anfang 1947 wurde er als Verteidiger an den Militärgerichtshof in Nürnberg berufen. In den Nürnberger Nachfolgeprozessen und den Dachauer Prozessen vertrat er hochrangige NS-Funktionäre, unter anderem den SS-Gruppenführer Otto Ohlendorf im sogenannten Einsatzgruppen-Prozess. Aschenauer, der 1949 in Erlangen promoviert worden war, gehörte in der Bundesrepublik zu den prominentesten und meistbeschäftigten Verteidiger*innen in NS-Prozessen. Sein Name ist mit dem Ulmer Einsatzgruppenprozess (1958) und dem Auschwitzprozess (1963-65) ebenso verbunden wie mit den Münchner Verfahren gegen den früheren Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner und den ehemaligen Stabschef Himmlers und Waffen-SS-General Karl Wolff.

Daneben trat er auf politischer Ebene für die Rehabilitierung von NS-Täter*innen ein und wandte sich gegen die angebliche „Siegerjustiz“ der Alliierten. Auf seine Initiative hin wurde 1949 im Erzbischöflichen Ordinariat in München das „Komitee für kirchliche Gefangenenhilfe“ gegründet, dem neben ehemaligen NS-Funktionären u.a. Weihbischof Johannes Neuhäusler und weitere hohe Kirchenvertreter angehörten. Dem 1951 in München gegründeten Verein „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“ stand Aschenauer jahrzehntelang vor und fungierte als Rechtsbeistand von fast 700 Landsberg-Häftlingen sowie als Vertrauensanwalt des Auswärtigen Amtes für im Ausland inhaftierte NS-Verbrecher. Auch im „Heidelberger Juristenkreis“ setzte sich Aschenauer für die Revision der alliierten Urteile ein. Außerdem bestanden enge Kontakte Aschenauers zur 1949 gegründeten, 1952 verbotenen Sozialistischen Reichspartei (SRP) und anderen rechtsextremen Vereinigungen. Als langjähriger Vorsitzender der 1956 in München wiederbegründeten „Gesellschaft der Freunde Südtirols“ und des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ (1973-1977) wie auch in seinen zahlreichen, in rechtslastigen Verlagen erschienenen Publikationen vertrat er nationalistische, revanchistische und geschichtsrevisionistische Positionen.

Quellen

Aschenauer, Rudolf: Krieg ohne Grenzen. Der Partisanenkampf gegen Deutschland 1939–1945, Leoni/Starnberger See 1982.
Aschenauer, Rudolf: Die Auslandsdeutschen. 100 Jahre Volkstumsarbeit, Leistung und Schicksal, Berg/Starnberger See 1981.
Aschenauer, Rudolf: Der Fall Schörner. Eine Klarstellung, München 1962.
Aschenauer, Rudolf: Landsberg. Ein dokumentarischer Bericht von deutscher Seite, Arbeitsgemeinschaft für Recht und Wirtschaft, München 1951.
Aschenauer, Rudolf: Um Recht und Wahrheit im Malmedy-Fall. Eine Stellungnahme zum Bericht eines Untersuchungsausschusses des amerikanischen Senats in Sachen Malmedy-Prozess, Nürnberg 1950.
Aschenauer, Rudolf: Zur Frage einer Revision der Kriegsverbrecher-Prozesse, Nürnberg 1949.
Bachmann, Christoph: Schuld und Sühne? Die Verfolgung von NS-Verbrechen durch oberbayerische Justizbehörden und ihre archivische Aufarbeitung im Staatsarchiv München, in: ZBLG, 68, 2005, S. 1135-1179.
Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1999.
Schröm, Oliver/Röpke, Andrea: Stille Hilfe für braune Kameraden, Berlin 2006.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Aschenauer, Rudolf (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/aschenauer-rudolf-40