Auf gut deutsch (Zeitschrift, 1918-1921)

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Verfasst von Paul Hoser

Völkisch-antisemitische Zeitschrift in der Frühphase der Weimarer Republik

Antisemitische Karikaturen der ‚Novemberverbrecher‘ in der Wochenzeitschrift ‚Auf gut deutsch‘, 1920 | Bibliothek der Monacensia

Unter dem Eindruck der bayerischen Revolution von 1918/19 beschloss Dietrich Eckart, der sich zuvor als Dramatiker mit wechselndem Erfolg versucht hatte, politisch aktiv zu werden. Er bemühte sich erfolglos bei der Thule-Gesellschaft um Mittel für die Gründung einer Zeitschrift, erhielt dann aber Geld von Hans Buchner, dem Verlagschef der Münchener Zeitung. Ziel sollte vor allem der Kampf gegen das Judentum sein.

Am 7.12.1918 kam die erste Nummer seiner als Wochenschrift geplanten Zeitschrift Auf gut deutsch in dem von ihm gegründeten ‚Hoheneichen Verlag‘ heraus. Das regelmäßige Erscheinen scheiterte bald aus Geldmangel und Eckarts Unfähigkeit zu regelmäßiger, disziplinierter Arbeit.
Mitarbeiter war für einige Zeit Karl Graf Bothmer, der gegen den Sozialismus und für ein von Deutschland beherrschtes Mitteleuropa eintrat. Zum Zerwürfnis kam es, als Bothmer sich dem im Verdacht des Separatismus stehenden Georg Heim annäherte. Gottfried Feder schrieb in zwei Nummern über seine Theorie vom ausbeuterischen Finanz- und vom produktiven Industriekapital. Einziger ständiger Autor war Alfred Rosenberg, der ununterbrochen gegen die Juden*Jüdinnen und die Freimaurer zu Felde zog.

Eckart war überzeugt von der Existenz einer jüdischen Weltverschwörung, die die Politik der Alliierten beherrschte und deren Ausdruck der Versailler Vertrag war. Auch in der Revolution in Russland seien Juden*Jüdinnen die Drahtzieher gewesen. Eifrig propagierte er die Dolchstoßlegende. Grundsätzlich war ihm auch der Parlamentarismus zuwider. Ungewöhnlich für die bayerische Mentalität war die positive Einstellung zu Preußen. Dennoch begrüßte er die Gründung der Bayerischen Volkspartei, kritisierte aber deren katholische Ausrichtung und vermisste eine kompromisslos antisemitische Einstellung. Die Zeitschrift enthielt auch antisemitische Zeichnungen, insbesondere von Otto von Kursell. 1921 lobte Eckart erstmals Hitler und die NSDAP.

Am 17.5.1921 erschien die letzte der insgesamt 556 Ausgaben. Eckart, der eine Tätigkeit beim Völkischen Beobachter beginnen wollte, hatte nicht mehr die Kraft und die Mittel, zusätzlich noch seine Zeitschrift weiterzuführen.

Quellen

Engelman, Ralph Max: Dietrich Eckart and the genesis of Nazism, St. Louis 1971.
Plewnia, Margarete: Auf dem Weg zu Hitler. Der „völkische“ Publizist Dietrich Eckart, Bremen 1970.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Auf gut deutsch (Zeitschrift) (publiziert am 15.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/auf-gut-deutsch-zeitschrift-45