Hermann Aust (16.6.1853 Berlin – 24.3.1944 Krailling/Starnberg)

Im Kolonial- und Überseehandel reich geworden, siedelte sich Aust 1892 in Bayern an und kaufte sich in die Firma Franz Kathreiner’s Nachfolger AG (FKN) ein. Aggressive und erfinderische Werbung machten ihn zum Reklame-Pionier. Geschäftspartner und Mitglieder seiner großen Familie verknüpfte Aust zu einem großen und einflussreichen Netz. Sein Palais in München, Leopoldstraße 4, war Salontreffpunkt. 1902 gründete er den bayerischen Industriellenverband (BIV), stand diesem bis 1906 vor und dominierte ihn gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Alfred Kuhlo bis zu dessen Tod 1931.

Bei seiner Aussage von 1924 im Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags zu seiner Beteiligung am Hitler-Putsch gab Aust eine intime Besprechung mit Hitler im Büro Kuhlos zu, der „eine kleine Besprechung im Herrenklub“ und dann „eine größere Versammlung im Kaufmannskasino“ gefolgt seien (Deuerlein, S. 63). 1922 hätten ihn Berliner Geschäftsfreunde auf Hitler aufmerksam gemacht, persönlich habe er Hitler im Privatbüro seines Freundes Kommerzienrat Zentz, eines engen Gefolgsmanns von Gustav von Kahr, kennengelernt. Aust bestätigte, dass er Geldspenden von Industriellen an Hitler weitergeleitet hatte.

Noch im Alter von 87 Jahren stand Aust dem Aufsichtsrat der FKN vor und zeichnete symbolträchtig eine Geburtstagsspende an NS-Gauleiter Adolf Wagner in Höhe von 3333 Reichsmark. Bei der letzten Aufsichtsratssitzung unter Aust am 29.9.1942 ging es laut Protokoll u.a. um ein „großes Geschäft“ in „Verbindung mit hohen Stellen der Partei und vor allem der Waffen S.S.“ Ab 1938 hatte sich die FKN an „Arisierungen“ beteiligt. Als sie einmal ein „Angebot“ ausschlug, begründete sie dies damit, dass „es ja unmöglich sei, alle zu arisierenden Firmen unserer Branche zu übernehmen“ (Niederschrift der Aufsichtsratssitzung, 17.2.1938).