Isidor Bach (1.7.1849 Fischach – 10.5.1946 Bern)

Biographies
Verfasst von Ilse Macek

Gründer des Textilkaufhauses Isidor Bach, Kommerzienrat

Isidor Bach (Kennkarte) | StadtAM

Isidor Bach war der älteste Sohn von Israel Bach und dessen zweiter Frau Sara, geborene Deller; er hatte acht Geschwister und aus der ersten Ehe des Vaters fünf Halbgeschwister. Mittels familiärer Unterstützung und seiner Ersparnisse machte sich der 22-jährige Isidor 1871 in Augsburg mit der neuartigen Kombination von Tuchhandel und Herrenkonfektion selbständig. Der jüngere, zum Zuschneider ausgebildete Bruder Hermann wurde Teilhaber. Der Wachstumsschub kam mit der ersten Musterkollektion; eine Filiale am Marienplatz in München folgte, und 1881 verlagerten die Brüder den Betrieb ganz nach München. Das Grundstück in der Sendlinger Straße 5 wurde 1887 erworben. 1900 kamen die benachbarten Immobilien hinzu, und das Hauptgebäude wurde zu einem Geschäftshaus mit einer 28 Meter langen Schaufensterfront umgebaut.

Im November 1903 wurde das imposante Geschäftshaus unter Anwesenheit des Prinzregenten Luitpold, der sich insbesondere von den elektrischen Zuschneidemaschinen beeindruckt zeigte, eröffnet. Wenig später ließ sich auch Prinz Ludwig das Haus zeigen. Ein Jahr nach der Eröffnung erhielten Isidor und Hermann Bach den Titel „Königlich Bayerischer Kommerzienrat“. Die Familie wohnte in der Mauerkircherstraße und der Böhmerwaldstraße in Bogenhausen. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der größten Kaufhäuser für Herren- und Knabenkleidung in Süddeutschland, spezialisiert auf Loden. Die Belegschaft des „Joppenkönigs“ Bach umfasste vor dem Ersten Weltkrieg rund 800 Arbeiter*innen und 170 Angestellte. Isidor Bach hatte 1873 Clärchen Selz in München geheiratet. Sie bekamen sechs Kinder. Die beiden Söhne Hugo, der 1910 starb, und Alfred sowie einige Jahre später Carl, der Sohn von Hermann Bach, traten ebenfalls in die Firma ein.

1923 wurde Isidor Bach während des Hitlerputsches von Angehörigen des Freikorps Oberland zusammen mit anderen jüdische Geiseln in den Bürgerbräukeller verschleppt; er kam nach dem Scheitern des Putschversuchs am nächsten Tag wieder frei. Die Firma bekam ab 1933 den Boykott jüdischer Geschäfte empfindlich zu spüren; schlagartig ging der Umsatz um ein Drittel zurück. Unter der misstrauischen Beobachtung der NS-Behörden wurde eine halbwegs gangbare Lösung gefunden. Die Kommanditgesellschaft des vom Lehrling zum Prokuristen aufgestiegenen Johann Konen übernahm 1936 die Firma. In der Pogromnacht 1938 ging die Bogenhausener Villa von Carl Bach in Flammen auf. Isidor Bachs Sohn Alfred war aus einem Urlaub in der Schweiz 1933 nicht mehr zurückgekehrt und später in die USA emigriert. Der Neffe Carl harrte bis 1939 aus und emigrierte über die Schweiz in die USA; seine Schwester Lina Haimann war bei der ersten Deportation Münchner Jüdinnen*Juden in den Osten dabei und wurde am 25.11.1941 in Kaunas ermordet. Der greise Isidor Bach emigrierte 1939 in die Schweiz, wo er bei seiner Tochter Selma Kohn lebte und 1946 starb. Er wurde in München begraben. Nach 1945 wurde die Familie Bach im Rahmen einer teilweisen Restituierung wieder Teilhaberin der Firma. Sie wollte nicht zurückkommen, aber behielt, um die Wurzeln nicht ganz zu kappen, einen kleineren Anteil am Firmenvermögen der Konen Bekleidungshaus KG.

Quellen

Moser, Eva: Von Bach zu Konen. Eine Unternehmensgeschichte von der Gründung zur Neuordnung des Unternehmens in den 1950er Jahren, München 2011.
Purin, Bernhard: Die Peter-H. Bach Stiftung, in: haGalil.com. Jüdisches Leben online.URL: http://www.hagalil.com/archiv/2010/05/07/bach-stiftung/ (zuletzt aufgerufen am 15.12.2014).

Empfohlene Zitierweise

Ilse Macek: Bach, Isidor (publiziert am 27.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/bach-isidor-51