Hans Bauer (15.5.1908 München – 24.6.1988 München)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Kommunist, wegen Verbreitung NS-feindlicher Literatur in Gefängnis- und KZ-Haft

Anna und Hans Bauer | Privatbesitz

Der gelernte Elektromonteur Hans Bauer engagierte sich früh im Arbeitersport. Seit 1927 war er als Bürobote bei der Schlaf- und Speisewagengesellschaft MITROPA am Münchner Hauptbahnhof tätig. 1932 heirate er Anna Lindner, im selben Jahr traten beide in die KPD ein.
Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte das Ehepaar ihre Wohnung für untergetauchte KPD-Funktionär*innen zur Verfügung gestellt und diese auch in ihren Aktivitäten unterstützt. Deshalb kam es 1934 zu einer ersten Hausdurchsuchung, die aber erfolglos blieb. Sie hielten aber weiter Kontakt mit ihren Genoss*innen, bezogen illegale kommunistische Schriften wie das „Braunbuch“ und Flugblätter wie „Hitler treibt zum Krieg“ und gaben diese nach dem Lesen weiter.

Am 20.1.1935 wurde Hans Bauer an seinem Arbeitsplatz verhaftet, konnte aber auf dem Weg zur Durchsuchung seiner Wohnung in der Weißenseestraße entkommen. Zusammen mit seiner Frau, die schon seit einiger Zeit untergetaucht war, wollte er in die Tschechoslowakei fliehen; beide wurden aber am 27.1. nahe der Grenze in Bayerisch-Eisenstein festgenommen. In einem Prozess gegen vier Angeklagte vor dem Sondergericht München wurde Hans Bauer am 5.6.1935 wegen Verbreitung NS-feindlicher Literatur und somit wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nach der Verbüßung der Haft in verschiedenen Gefängnissen wurde er am 9.9.1936 als Schutzhäftling bis zum 20.4.1939 im KZ Dachau gefangen gehalten. Nach der Entlassung konnte Hans Bauer zur Familie zurückkehren, arbeitete dann als Elektromonteur, bevor er 1942 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Aufgrund einer schweren Kriegsverletzung wurde er im November 1944 aus der Wehrmacht entlassen. Nach 1945 arbeitete er wieder bei der MITROPA als Angestellter.

Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, EG 15313.
Staatsarchiv München, Wiedergutmachungsbehörde, Ia 5703.
Detjen Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Bauer, Hans (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/bauer-hans-64