Bayerische Volkspartei (BVP)

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Verfasst von Paul Hoser

Föderalistische Partei der Weimarer Republik (November 1918 – Juli 1933)

Die BVP wurde am 12.11.1918 in Regensburg gegründet. Die Initiative kam von Georg Heim, dem Vertreter der bäuerlichen Schichten der katholischen Zentrumspartei in Bayern. Die Gründung bedeutete eine Abkehr von der alten Honoratiorenpartei, in der Adelige und Geistlichkeit den Ton angegeben hatten. Im Programm wurde insbesondere die Stärkung der Länderrechte gefordert.

Schon bei den ersten Landtagswahlen wurde die BVP stärkste Partei in Bayern, konnte aber nicht allein regieren. Unmittelbar nach dem Kapp-Putsch am 14.3.1920 beendete sie die Koalition mit SPD und Demokraten und tat sich mit diesen, dem Bayerischen Bauernbund und der deutschnationalen Bayerischen Mittelpartei zusammen. An dem Auftrieb für den politischen Radikalismus der Rechten, der schließlich in den Hitlerputsch mündete, war die BVP, die das maßlose Verhalten der Wehrverbände lange tolerierte, nicht ohne Mitschuld.

Der neue Ministerpräsident Heinrich Held, ein grundsätzlicher Gegner der SPD, bildete 1924 eine Koalition mit den Deutschnationalen und dem Bauernbund. Sein Vorstoß für eine Verbesserung des Finanzausgleichs zwischen Reich und Ländern war wenig erfolgreich. Zwar lehnte die BVP den Youngplan ab, beteiligte sich aber nicht an dem gegen ihn gerichteten Volksbegehren der Rechten.

Held konnte, nachdem der Bauernbund im Juli 1930 wegen der Schlachtsteuer ausgeschieden war, nur mehr mit Notverordnungen regieren. Die Haltung der BVP gegenüber der NSDAP war nicht konsequent. Zwar nahm die BVP in allen Wahlen klar Stellung gegen die NSDAP. Doch wollten sich Teile der BVP-Führung, insbesondere im Jahr 1932, die Möglichkeit offenhalten, Koalitionen in Bayern und im Reich mit der NSDAP einzugehen.

Am 9.3.1933 wurde Franz von Epp von den Nationalsozialisten als Reichskommissar für Bayern eingesetzt. Am 23.3.1933 stimmte die BVP-Fraktion im Reichstag trotz der Entmachtung Helds dem Ermächtigungsgesetz zu. Der am 12.4. ernannte Ministerpräsident Siebert nahm den BVP-Reichstagsabgeordneten Eugen Graf von Quadt als Minister in sein Kabinett auf. Innenminister Wagner wollte aber die völlige Beseitigung der Partei und ließ BVP-Funktionäre durch Verhaftungen einschüchtern. Am 4.7.1933 erklärte von Quadt, dass die BVP ihre Tätigkeit einstelle.

Quellen

Becker, Winfried: Ein bayerischer Sonderweg? Die Bayerische Volkspartei und die Republik von Weimar, in: Pyta, Wolfram (Hg.): Die Herausforderung der Diktaturen, Tübingen 2009, S. 70-91.
Schönhoven, Klaus: Die Bayerische Volkspartei 1924 – 1932, Düsseldorf 1972.
Schönhoven, Klaus: Zwischen Anpassung und Ausschaltung. Die Bayerische Volkspartei in der Endphase der Weimarer Republik 1932/33, in: Historische Zeitschrift, 224, 1977, S. 340-378.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Bayerische Volkspartei (BVP) (publiziert am 30.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/bayerische-volkspartei-bvp-72