Bayerischer Rundfunk

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Verfasst von Oliver Hochkeppel

Gechichte des Hörfunks in Bayern

Einheiten der SA und der SS besetzen das Münchner Funkhaus und hissen die Hakenkreuzfahne, 17.3.1933 (Propagandafoto) | BR, Historisches Archiv

In Bayern begann das Rundfunkzeitalter am 30.3.1924 mit der ersten Sendung der „Deutschen Stunde in Bayern“ aus dem Sendesaal im Verkehrsministerium an der Arnulfstraße. Knapp zwei Jahre zuvor, am 12.9.1922, hatten die Münchner Geschäftsleute Hermann Klöpfer, Josef Böhm und Robert Riemerschmid den Sender als regionales Tochterunternehmen der Berliner „Deutschen Stunde. Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH“ gegründet. Mit der nach und nach folgenden Erweiterung des Programms um Musik, Sportübertragungen und Unterhaltungssendungen (Karl Valentin trat am 1.4.1927 erstmals im Rundfunk auf) wurde das neue Medium schnell populär.

1929 bezog der Sender das neue, von Robert Riemerschmid entworfene, damals modernste Funkhaus Deutschlands. Am 1.1.1931 wurde die „Deutsche Stunde in Bayern“ in „Bayerischer Rundfunk GmbH“ umbenannt, ein Jahr später verkauften die privaten Gesellschafter ihre Anteile an die Reichspost und den bayerischen Staat. Das erleichterte den Nationalsozialisten nach der Machtübernahme 1933 die Gleichschaltung und Umwandlung in ein über die subventionierten „Volksempfänger“ allgegenwärtiges Propagandainstrument. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, dem der gesamte deutsche Rundfunk unterstellt wurde, sah in ihm „das modernste Massenbeeinflussungsmittel“.

Dementsprechend besetzten die Nationalsozialisten bereits im März 1933 das Funkhaus in München und hissten die Hakenkreuzfahne. Goebbels selbst verkündete im April einen „neuen Kurs“ der nationalsozialistischen Rundfunkarbeit, der sich schon im Sommer mit dreimal wöchentlich von München gesendeten Hetzreden gegen die österreichische Regierung äußerte. Im November 1934 begann der öffentlich übertragene „Reichs-Rundfunk-Prozess“, ein vom neuen NS-Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky initiierter 86-tägiger Schauprozess gegen einige der als „Spitzen des Systemrundfunks“ denunzierten ehemaligen Rundfunkleitende. Bereits im selben Jahr war aus dem Bayerischen Rundfunk der zum Großdeutschen Rundfunk gehörende „Reichssender München“ geworden, der 1940 vollends seine Programmhoheit verlor.

Nach der Einstellung des Programmbetriebs am 29.4.1945 übernahm die amerikanische Militärregierung die Anlagen und begann bereits am 12. Mai mit dem Sendebetrieb von „Radio Munich – Radio München“. Am 25.1.1949 übergaben die Amerikaner - die selbst weiterhin ihr „Armed Forces Network AFN“ betrieben – den Sender in deutsche Hände. Seitdem besteht der Bayerische Rundfunk (BR) als öffentlich-rechtliche Landesanstalt der 1950 in München gegründeten ARD. Gesetzliche Grundlage ist das Bayerische Rundfunkgesetz, das mit seinen drei Organen Intendant, Rundfunkrat und Verwaltungsrat die Unabhängigkeit von Staat und privaten Interessengruppen garantieren sollte.

Schon 1949 war der Bayerische Rundfunk Europas erster UKW-Sender, zwischen 1946 und 1952 wurden der Chor und das Symphonieorchester des BR sowie das Münchner Rundfunkorchester gegründet, 1964 startete der BR als erste ARD-Anstalt ein eigenes Drittes Fernsehprogramm, das als „Bayerisches Fernsehen“ seit 1978 ein Vollprogramm ist. Mit circa 3000 festangestellten Mitarbeitern ist der BR heute die viertgrößte Sendeanstalt der ARD.

Einweihung eines neuen Rundfunk-Übertragungswagens vor dem Funkhaus, 1933 (Propagandafoto) | BR, Historisches Archiv

Quellen

Bausch, Hans (Hg.): Rundfunk in Deutschland, München 1980. Koch, Hans Jürgen/Glaser, Hermann Glaser: Ganz Ohr – Eine Kulturgeschichte des Radios in Deutschland, Wien 2005.
Saur, Karl-Otto: „Ein bisserl was geht immer“. Die Geschichte des Bayerischen Rundfunks, München 2009.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Bayerischer Rundfunk (publiziert am 04.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/bayerischer-rundfunk-76