Martin Bormann (17.6.1900 Wegeleben – 2.5.1945 Berlin)

Biographies
Verfasst von Peter Longerich

Hoher NSDAP-Funktionär, ‘Sekretär des Führers"

Martin Bormann, undatiert | BSB, hoff-291

Der Sohn eines ehemaligen Militärmusikers und Postbeamten wurde 1918 als Gymnasiast zum Militär eingezogen, ohne jedoch noch an den Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs noch teilzunehmen. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre übernahm er eine Tätigkeit als Gutsinspektor in Mecklenburg. Dort engagierte er sich im rechtsradikalen Freikorps Roßbach. 1924 wurde er wegen Beteiligung an einem ‚Fememord‘ zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitete er wieder in seiner alten Stellung. Ab 1927 war er hauptamtlicher Funktionär der NSDAP in verschiedenen Funktionen, zunächst im Gau Thüringen, ab 1929 in der Münchner Zentrale. 1929 heiratete er Gerda Buch, Tochter des obersten NSDAP-Parteirichters Walter Buch, mit der er zehn Kinder hatte.

Im Juli 1933 wurde Bormann Stabsleiter des ‚Stellvertreters des Führers‘ und war maßgeblich daran beteiligt, den ‚Stab Heß‘ zum zentralen Führungsorgan der Partei auszubauen. Im Oktober desselben Jahres erfolgte seine Ernennung zum Reichsleiter. Nach dem Flug von Heß nach Schottland im Mai 1941 übernahm Bormann die Leitung dieser Dienststelle, die in Partei-Kanzlei umbenannt und Hitler direkt unterstellt wurde. Da er bereits längere Zeit zahlreiche persönliche Dienstleistungen für Hitler  wie dessen Kassenführung sowie den Ausbau und die Verwaltung des Obersalzbergs, ausgeführt hatte, war es naheliegend, dass Hitler ihn im April 1941 zum ‚Sekretär des Führers‘ ernannte. Durch seine ständige Präsenz in der Nähe Hitlers und seine zunehmende Einschaltung in dessen Entscheidungen in nicht-militärischen Fragen erlangte Bormann eine außergewöhnliche Machtstellung, ohne allerdings über eine eigene Hausmacht in der Partei zu verfügen.

Bormann gehörte zu den radikalsten Rassisten innerhalb des NS-Führungszirkels, was sich insbesondere in seiner aktiven Rolle bei der Verfolgung der Juden und der erbarmungslosen Unterdrückung der Polen und sonstigen ‚slawischen Untermenschen‘ ausdrückte. Er vertrat außerdem eine besonders kirchenfeindliche Position. Auch innerhalb des Regimes war er wegen seiner brutalen Durchsetzungsfähigkeit gefürchtet. Nach dem Tod Hitlers am 30.4.1945 versuchte Bormann, unter dem Schutz einer improvisierten Kampfgruppe aus dem Stadtzentrum von Berlin zu entkommen, beging dann aber in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai Selbstmord. Seine Leiche wurde erst 1972 aufgefunden und identifiziert.


Quellen

Lang, Jochen von: Der Sekretär. Martin Bormann. Der Mann, der Hitler beherrschte, München 1987.
Longerich, Peter: Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Parteikanzlei Bormann, München 1992.

Empfohlene Zitierweise

Peter Longerich: Bormann, Martin (publiziert am 14.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=99&cHash=8665778e74858bad5a57e22dc302463a