Braunes Band von Deutschland

Organizations
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Von Christian Weber organisiertes Pferderennen in München

Festwoche "500 Jahre deutsche Pferderennen in München", Rennen um das "Braune Band von Deutschland", 26.7.1936 - Siegreiches Pferd Nereide mit Jockey E. Grabsch und Trainer von Borcke auf dem Rennplatz in Riem | StadtAM, FS-NS-00572

Das „Braune Band von Deutschland“ war ein Pferderennen für Dreijährige, das im Sommer auf der Galopprennbahn Riem ausgetragen wurde. Zwischen 1934 und 1944 war es Teil und Höhepunkt der „Internationalen Riemer Rennwochen“. Initiator Christian Weber, ehemaliger Pferdeknecht, Hitler-Vertrauter aus der Frühzeit der Bewegung und korrupte Münchner NSDAP-Größe, hatte es von Anfang an als nationalsozialistisches Gegenstück zum „Deutschen Derby“ in Hamburg und dem „Großen Preis“ von Baden-Baden angelegt, den traditionsreichsten, bestdotierten und vom internationalen Hochadel geprägten Rennen in Deutschland. So stieg die Dotierung von 19.500 Reichsmark bei der Erstaustragung über 50.000 Reichsmark im Jahr 1935 auf 100.000 Reichsmark ab 1936, eines der höchsten Preisgelder in Europa. Deshalb nahmen auch führende ausländische Rennställe teil, Siegerpferde kamen beispielsweise aus Italien und Frankreich.

Veranstalter der Internationalen Riemer Rennwochen war die Reichsorganisation „Das Braune Band von Deutschland“ mit Christian Weber als Präsident des mit Parteiprominenz wie Presse-Reichsleiter Max Amann, NSDAP-Schatzmeister Franz Xaver Schwarz, SS-Gruppenführer Otto Dietrich oder Münchens Oberbürgermeister Karl Fiehler besetzten Kuratoriums. Außer auf der Galopprennbahn in Riem fanden niedriger dotierte Rennen auch auf der Theresienwiese statt. Ab 1937 kam auch ein Springreit-Turnier dazu. Die Riemer Rennwochen sollten laut Weber den „Zusammenklang von Volkstümlichkeit, Pferdesport und Volksgemeinschaft im deutschen Pferdesport“ (Ausschreibungsbroschüre, S. 6) zum Ausdruck bringen. Dazu gehörte deshalb neben Opernaufführungen, Ausflügen und einem „Internationalen Kongress für Vollblutzucht und Galoppsport“ zwischen 1936 und 1939 auch die „Nacht der Amazonen“ im Nymphenburger Schlosspark. Für das massenwirksame Spektakel mit Anspielungen auf Antike und Rokoko wurden mehr als 700 Pferde und 2500 Mitwirkende – darunter die spärlich bekleideten „Amazonen“ – aufgeboten.

Quellen

Das Braune Band von Deutschland (Ausschreibungsbroschüre des Preises), München 1938.
Haerendel, Ulrike/Ott, Bernadette (Hg): München – „Hauptstadt der Bewegung“ (Ausstellungskatalog, Stadtmuseum München, 22.10.1993 – 27.3.1994), München 1993.
Rabe, Paul-Moritz: Hauptstadt im Galopp. Das "Braune Band" als städtisches Prestigeprojekt, in: Margit Szöllöszi-Janze (Hrsg.): München im Nationalsozialismus. Imagepolitik der "Hauptstadt der Bewegung", Göttingen 2017, S. 169-195.
Rosendorfer, Herbert: Die Nacht der Amazonen, München 1992.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Braunes Band (publiziert am 31.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/braunes-band-106