Oswald Bumke (25.9.1877 Stolp/Pommern – 5.1.1950 München)

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Verfasst von Michael von Cranach

Leiter der Psychiatrischen Klinik der Universität München

Oswald Bumke, 22.6.1937 | BSB, port-006693

Die Psychiatrische Klinik der Universität München, im Münchner Volksmund als die „Nussbaumstrasse“ bezeichnet, wurde am 7.11.1904 von Emil Kraepelin eingeweiht und entwickelte sich unter seiner Leitung zu einer der führenden psychiatrischen Kliniken der Welt. Als Kraepelin die Leitung der von ihm gegründeten Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie übernahm, wurde 1924 Oswald Bumke sein Nachfolger.

Bumke genoss großes Ansehen in der Fakultät, war Rektor der Universität 1928/29 und von 1928 bis 1933 Präsident des Deutschen Hochschulverbandes. Er war Schüler von Alfred Hoche, dem Co-Autor des 1920 erschienenen Buches „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ und Bruder des Reichsgerichtspräsidenten Erwin Bumke. Über seine Einstellungen zu Nationalsozialismus, Rassenhygiene und „Euthanasie“ gibt es widersprüchliche Erkenntnisse. Er war förderndes Mitglied der SS, äußerte sich jedoch zurückhaltend zur Sterilisationsfrage. Sein Name taucht auch in Zusammenhang einer von der Klinik in Bethel bei Bielefeld ausgehenden Initiative gegen die Krankenmorde auf.

Es war übliche Versorgungspraxis in München, dass psychisch erkrankte Menschen zunächst in eine der beiden psychiatrischen Kliniken in der Stadt (Krankenhaus Schwabing und „Nussbaumstrasse“) eingewiesen wurden. Dort fiel nach geraumer Zeit, abhängig von der Behandlungsfähigkeit, die Entscheidung zur Weiterbehandlung in der Klinik oder Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Ab 1940 wurden viele dieser verlegten Patienten Opfer der „Aktion T4“ und später der dezentralen Tötungen in Eglfing-Haar. Die immer wieder geäußerte Behauptung, Bumke habe nach Kenntnis der „Euthanasie“-Aktionen die Zahl der Verlegungen nach Eglfing-Haar reduziert, ist gegenwärtig Gegenstand einer wissenschaftlichen Überprüfung.

Bumke wurde im Dezember 1945 von der Krankenhausleitung suspendiert, 1947 jedoch nach Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens wieder in seine früheren Funktionen eingesetzt. Er trat die Leitung aber nicht mehr an und starb am 5.1.1950 in München.

Quellen

Hippius, H. u.a. (Hg.): Die Psychiatrische Klinik der Universität München 1904-2004, Heidelberg 2005.
Kroth, Daniela A.: Untersuchungen zum Verlegungsverhalten der Nervenklinik München während des Zeitraumes der „Aktion T4“, Diss., München 2010.

Empfohlene Zitierweise

Michael von Cranach: Bumke, Oswald (publiziert am 04.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/bumke-oswald-635