Rudolf Buttmann (4.7.1885 Marktbreit – 25.1.1947 Stockdorf)

Biographies
Verfasst von Susanne Wanninger

Politiker und Bibliothekar

Rudolf Buttmann, Aufnahme von 1936 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-670

Rudolf Buttmann, geboren in Marktbreit und aufgewachsen in Zweibrücken, beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit Politik: Sein Vater, Gymnasialprofessor Rudolf Buttmann sen., vertrat von 1907 bis 1918 die Liberale Vereinigung im Bayerischen Landtag; Buttmann selbst trat 1910 der Nationalliberalen Partei bei. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er zunächst der Bayerischen Mittelpartei an, nach dem Parteiausschluss rief er im Dezember 1922 den Völkischen Rechtsblock in Bayern mit ins Leben. Am 27.2.1925, als Hitler die NSDAP neu gründete, schloss er sich den Nationalsozialisten an – Buttmann erhielt die niedrige Parteimitgliedsnummer 4. Im selben Jahr ernannte ihn Hitler zum Vorsitzenden der NS-Fraktion im Bayerischen Landtag. Er vertrat die NSDAP jedoch nicht nur auf parlamentarischer Bühne; daneben bestritt er für die nationalsozialistische Bewegung bis 1933 unzählige Veranstaltungen als sogenannter Reichsredner. Wider Erwarten erhielt Buttmann nach der Machtübernahme in Bayern kein hohes Regierungsamt; Hitler soll ihn in diesem Zusammenhang als „zu vornehm, zu politisch“ (BayHStA, NL Buttmann 103) bezeichnet haben. Stattdessen wurde Buttmann als Leiter der kulturpolitischen Abteilung in das Reichsinnenministerium berufen. In den folgenden beiden Jahren setzte er sich vor allem mit den Beziehungen der Hitler-Regierung zum Heiligen Stuhl und dem deutschen Episkopat auseinander. Im Herbst 1935 trat Buttmann auf eigenen Wunsch den Posten des Generaldirektors der Bayerischen Staatsbibliothek an; er kehrte damit in seinen erlernten Beruf, den des wissenschaftlichen Bibliothekars, zurück. Allerdings bedeutete dieser Rückzug nicht, dass Buttmann sich grundsätzlich von Hitler und dem Nationalsozialismus abwandte: Unter anderem gehörte er weiterhin dem Reichstag an, womit im NS-Staat zwar keine Macht, aber Prestige verbunden war.
Nach Kriegsende wurde Buttmann interniert; da er schwer erkrankte, erfolgte wenige Wochen vor seinem Tod die Entlassung aus der Haft. Die Entnazifizierung fand posthum statt. Die Spruchkammer Starnberg stufte ihn im November 1948 in die Gruppe der Belasteten ein, die Berufungskammer für Oberbayern revidierte das Urteil im März 1949 und wies ihn der Gruppe der Minderbelasteten zu.

Quellen

Wanninger, Susanne: Dr. Rudolf Buttmann – Parteimitglied Nr. 4 und Generaldirektor der Münchner Staatsbibliothek, in: Krauss, Marita (Hg.): Rechte Karrieren in München von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre; München 2010, S. 80-94.
Wanninger, Susanne: "Herr Hitler, ich erkläre meine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit." Rudolf Buttmann (1885-1947); Politiker und Bibliothekar zwischen bürgerlicher Tradition und Nationalsozialismus, Wiesbaden 2015.

Empfohlene Zitierweise

Susanne Wanninger: Buttmann, Rudolf (publiziert am 17.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/buttmann-rudolf-122