Josef C. (1940 München – 1943 Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar)

Josef C. (Pseudonym) war Sohn eines Versicherungsangestellten und hatte einen zwei Jahre älteren Bruder. Mit drei Wochen kam er wegen Ernährungsstörungen und Furunkulose in die Haunersche Kinderklinik, wo er ein halbes Jahr blieb. Der Vater war schon bei der Wehrmacht, als die Mutter an einem Lungenleiden erkrankte. Josef und sein Bruder kamen im Januar 1942 in ein oberbayerisches Kinderheim. Seit Ende Mai 1942 litt er an Anfällen und wurde daher im September 1942 in das Krankenhaus Schwabing aufgenommen. Am 15.10.1942 wurde er in die „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt.

Der Vater wollte nachträglich eine Kostenübernahme des Anstaltsaufenthalts erreichen und bat daher eine Ärztin im Schwabinger Krankenhaus am 27.10.1942 um einen Überweisungsschein für Eglfing-Haar. Außerdem berichtete er von seinem Besuch in dieser Anstalt: „Im übrigen möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass ich am 25. Oktober meinen [….] besuchte und von ihm den besten Eindruck gehabt habe. Er sah mir aufmerksam nach, wo ich auch an seinem Bettchen hinging. Anfälle hatte er keine mehr. Das Fieber ist ganz weg. Er lacht und schlägt mit den Händchen und teilweise betrachtete er die Bewegungen seiner Finger. Ich hoffe nun wieder sehr, dass doch noch die geistige Entwicklung einsetzt und allmählich nachkommt. Für Ihre Bemühungen danke ich im Voraus bestens und begrüße Sie mit Heil Hitler!“ (BAObb, EH, Patientenakten Nr. 2450) Die hoffnungsvollen Schilderungen sollten sich nicht erfüllen. Josef C. wurde dem „Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“ gemeldet. Er starb am 4.8.1943 infolge überdosierter Medikamente. Im Sektionsbefund ist außerdem eine hochgradige Abmagerung dokumentiert.