Arthur Ahron Cohen (22.1.1864 München – 10.6.1940 München)

Biographies
Verfasst von Andreas Eichmüller

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgter Volkswirt und Professor für Nationalökonomie

Cohen entstammte einer ursprünglich aus dem schwäbischen Wallerstein kommenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Er studierte Philosophie, Jura und Nationalökonomie in München und Berlin. 1890 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität mit einer Arbeit zum Ratenkauf. Im selben Jahr absolvierte er die Staatsprüfung und trat anschließend in den Dienst der Finanzverwaltung des bayerischen Staates. Er blieb jedoch wissenschaftlich interessiert und besuchte Vorlesungen bei dem 1891 nach München berufenen Ökonomen Lujo Brentano, dem er bis zu dessen Tod (1931) verbunden blieb. 1906 habilitierte sich Cohen mit einer wirtschaftsgeschichtlichen Arbeit über die Verschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes in Bayern und war anschließend als Privatdozent an der Technischen Hochschule (TH) München tätig, seit 1911 mit Titel und Rang eines außerordentlichen Professors. In der Folge lehrte er an der TH Nationalökonomie und Finanzwissenschaften, trat durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen hervor, war Mitbegründer und Leiter des „Vereins für die Statistik der Juden“ in München sowie Schriftführer der „Volkswirtschaftlichen Gesellschaft München“.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er im Juli 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem Hochschuldienst entlassen. Da er nicht verbeamtet gewesen war, erhielt er kein Ruhegehalt. Lediglich die Privatdozentenbeihilfe wurde ihm auf Fürsprache der TH noch bis zum Semesterende weiter gezahlt, anschließend aber trotz wiederholter Gesuche verweigert. Weitgehend ohne Einkommen, verkaufte Cohen das vor dem Ersten Weltkrieg erworbene kleine Wohnhaus in Pullach und zog mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in eine Mietwohnung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Thalkirchen. Die Familie lebte nun weitgehend von dem kleinen Vermögen aus dem Hausverkauf, das jedoch schnell aufgebraucht war. 1937 emigrierten Ehefrau Barbara und Sohn Willy nach Uruguay, die frisch verheiratete Tochter Ludwiga mit ihrem Ehemann in die USA. Arthur Cohen, der sich für eine Emigration offenbar zu alt fühlte, wohnte fortan zur Untermiete und starb 1940 verarmt. Ein nahezu fertiggestelltes umfangreiches Buchmanuskript mit dem Titel „Das Geld“ konnte er nicht mehr publizieren.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Cohen, Arthur (publiziert am 05.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/cohen-arthur-132