Deutsche Arbeitsfront (DAF)

Organizations
Verfasst von Andreas Eichmüller

Einheitsverband aller Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen im NS-Staat

Gebäude der DAF in der Brienner Straße 46 und 47 mit NS-Festschmuck, 1.5.1936 | StadtAM, FS-NS-01790

Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) wurde am 10.5.1933, nur wenige Tage nach der gewaltsamen Auflösung der im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) zusammengeschlossenen Freien Gewerkschaften gegründet. Sie eignete sich das Gewerkschaftsvermögen an, die Gewerkschaftsmitglieder wurden zwangsweise eingegliedert. Es entstand eine Einheitsorganisation aller „schaffenden Deutschen der Stirn und der Faust“, der nicht nur Arbeitnehmer*innen, sondern auch Unternehmer*innen und andere Gewerbetreibende angehörten.

Zum Führer der DAF bestimmte Hitler den Reichsorganisationsleiter der NSDAP Robert Ley. Unter ihm entwickelte sich ein rasch wachsendes, hierarchisch nach dem „Führerprinzip“ organisiertes und territorial untergliedertes Organisationsgeflecht. In München besetzten Gau- und Kreiswaltung der DAF neben dem Hauptsitz in der Brienner Straße 46 (heute Nr. 28) zahlreiche weitere Gebäude. Die Mitgliederzahl der DAF stieg bis 1942 auf rund 25 Millionen an, sie wurde als ein der NSDAP angeschlossener Verband zur größten Massenorganisation des NS-Staates.

Die DAF war keine Ersatzgewerkschaft, konnte keine Arbeitskämpfe führen oder Tarifverträge abschließen. Die Löhne wurden seit 1933 von staatlich bestellten „Treuhändern der Arbeit“ festgesetzt. Hauptfunktion der DAF war es, dem Regime die Loyalität der Arbeitnehmer*innen zu sichern und dann auf dem Weg in den Krieg deren Leistungsreserven zu mobilisieren. Dies geschah zum einen durch mit großem Propagandaaufwand durchgeführte Aktionen wie dem „Reichsberufswettkampf“ der Jugend oder dem 1936 eingeführten „Leistungswettkampf der Betriebe“. Zum anderen offerierte die DAF ihren Mitgliedern ein ganzes Bündel an Leistungen, die von der Rechtsberatung in Arbeitsfragen über die Unterstützung beim Eigenheimbau bis zur preisgünstigen Freizeit- und Urlaubsgestaltung in der angegliederten Organisation Kraft durch Freude (KdF) reichten. Dies alles mit dem Ziel, Leistungskraft- und Leistungsbereitschaft zu fördern und Arbeiter*innen nicht nur im Betrieb, sondern auch in ihrer Freizeit zu betreuen und im Sinne des Nationalsozialismus zu erziehen.

Quellen

Hachtmann, Rüdiger: Das Wirtschaftsimperium der Deutschen Arbeitsfront 1933-1945, Göttingen 2012.
Schneider, Michael: „Organisation aller schaffenden Deutschen der Stirn und der Faust“. Die Deutsche Arbeitsfront (DAF), in: Becker, Stephanie/Studt, Christoph (Hg.): „Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben“. Funktion und Stellenwert der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände im „Dritten Reich“, Berlin 2012, S. 159-178.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Deutsche Arbeitsfront (DAF) (publiziert am 27.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/deutsche-arbeitsfront-daf-145