Deutsche Volksunion (DVU)

Organizations
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Rechtsextremistische Partei mit Sitz in München-Pasing

‚Abrechnung mit Brandt – Kampf dem Verrat‘, Ankündigung einer Großkundgebung der neu gegründeten Deutschen Volksunion (DVU) von Gerhard Frey im Schwabingerbräu am 3.4.1971 | Ströer DSM GmbH, 15-570

Die ‚Deutsche Volksunion‘ (DVU) wurde 1971 als eingetragener Verein von dem rechtsextremen Verleger Gerhard Frey in München gegründet. Sie trat als überparteiliche Protestbewegung der äußersten Rechten auf und polemisierte gegen die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition. Angegliedert wurden ihr sukzessive verschiedene rechtsextreme Aktionsgemeinschaften wie die ‚Aktion Oder-Neiße‘, die ‚Volksbewegung gegen antideutsche Propaganda‘ oder die ‚Initiative für Ausländerbegrenzung‘. Nach einer gescheiterten NPD-Karriere etablierte Frey die DVU 1987 als Partei. Sitz dieser ganz auf ihren Gründer Frey ausgerichteten, von ihm finanzierten und autoritär geführten Partei war München-Pasing, zugleich Zentrale des Freyschen Verlagsimperiums.

Formal bekannte sich die von den ehemaligen bayerischen Staatsministern Theodor Maunz und Alfred Seidl juristisch beratene DVU in ihrem vage gehaltenen Programm zur freiheitlich demokratischen Grundordnung. Ihre rechtsextremistische Ausrichtung offenbarte sich jedoch klar auf Veranstaltungen und insbesondere in den inoffiziellen Parteiorganen, der Deutschen National-Zeitung und der Deutschen Wochen-Zeitung Gerhard Freys (1999 verschmolzen zur National-Zeitung). So finanzierte die vom Verfassungsschutz beobachtete Partei Vorträge des Holocaustleugners David Irving, während die parteinahen Blätter fremdenfeindliche, antisemitische, extrem nationalistische und geschichtsrevisionistische Inhalte verbreiteten.

Ein Wahlbündnis mit der NPD ermöglichte 1987 den Einzug der DVU in die Bremische Bürgerschaft, 1992 schaffte sie es in den Landtag von Schleswig-Holstein. 1998 gelang ihr bei den Landtagswahlen von Sachsen-Anhalt als erster Partei der extremen Rechten der Sprung in ein ostdeutsches Parlament, 1999 folgte Brandenburg. In den übrigen Bundesländern trat sie entweder nicht an oder blieb erfolglos wie bei den Bundestags- und Europawahlen. Mit über 26.000 Mitgliedern (1992) war die DVU lange die mitgliederstärkste Partei der äußersten Rechten im wiedervereinigten Deutschland. Erst 2007 fiel sie mit damals ca. 7000 Mitgliedern hinter die NPD zurück.

2009 kündigte die NPD den vier Jahre zuvor geschlossenen ‚Deutschland-Pakt‘ mit der DVU auf, der die rechtsextremen Kräfte durch Wahlbündnisse bündeln sollte. Im selben Jahr zog sich Gerhard Frey aus dem Vorstand der DVU zurück. Er hinterließ eine Partei in organisatorisch und finanziell desolater Lage. 2010 beschloss die neue Parteispitze die Fusion mit den Nationaldemokraten, 2012 ging die DVU in der NPD auf. Ein Teil der Mitglieder wanderte in die 2012 gegründete Partei  ‚Die Rechte‘ ab.

Quellen

Pfahl-Traughber, Armin: Deutsche Volksunion (DVU), in: Decker, Frank/Neu, Viola (Hg.): Handbuch der deutschen Parteien, Wiesbaden 2013, S. 246-251.
Hertel, Gerhard: Die DVU. Gefahr von Rechtsaußen, München 1998.
Kailitz, Steffen: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Weg zur „Volksfront“?, Sankt Augustin 2005.
Mayer, Stefan: Zehn Jahre Deutsche Volksunion als politische Partei, in: Backes, Uwe/Jesse, Eckhard (Hg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie, Bd. 10, Baden-Baden 1998, S. 184-198.
Obszerninks, Britta/Schmidt, Matthias: DVU im Aufwärtstrend – Gefahr für die Demokratie? Fakten, Analysen, Gegenstrategien, Münster 1998.
Wetzel, Juliane: Deutsche Volksunion, in: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin 2012, S. 171-173.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Deutsche Volksunion (DVU) (publiziert am 10.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/deutsche-volksunion-dvu-149